"Sucre - La ciudad blanca"

 

Buenos días,


ich wohne seit Ende April 2017 in Sucre, der weißen Kolonialhaupstadt Boliviens. Während meiner ersten acht Monate, die ich in Cajamarca gearbeitet habe, wohnte ich ausschließlich an den Wochenenden in Sucre. Das heißt ich kannte die Stadt bereits, hatte aber keine weiteren Bezug zu ihr als das Einkaufen und die Möglichkeit Kontkat nach Hause aufzunehmen. Mein Leben spielte sich unter der Woche in Cajamarca ab.
Da Lena meine Mitfreiwillige und gute Freundin bereits Mitte April aus Cajamarca, aber auch aus dem Haus von Annelie in Sucre in eine neue WG gezogen ist, war ich mehr oder weniger auf mich allein gestellt. Ich habe bereits nach einer Woche alleine in Cajamarca gemerkt, das ich ohne Mitbewohner/-in (besonders ohne Lena) nicht weiter im Ökologischen Jugendzentrum arbeiten/wohnen möchte. Mir fehlte eine Person zum Reden, Kochen und Arbeiten. Mit der Hilfe meines bolivianischen Mentors Arturo und nach Absprache mit Ronald und Annelie bin auch ich innerhalb einer Woche ausgezogen.
Da Cajamarca einer meiner absoluten Lieblingsorte in Bolivien ist, ist mir der Wechsel schwer gefallen, aber ich bereue ihn nicht.


In meiner neuen WG lebe ich gemeinsam mit neun „IJFD-Freiwilligen“ in einem ehemaligen HIB-Hostel in der Nähe des „Terminals“ (Busbahnhofs) der Stadt.
 „IJFD-Freiwillige“?  Meine deutsche Organisation Volunta wird von zwei verschiedenen Programmen gefördert. Das ist zum Einem das Programm „weltwärts“ (ww) des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und zum Anderen der „Internationale Jugendfreiwilligendienst“ (IJFD) des Bundesfamilienministeriums. Das heißt, es gibt zwei verschiedene Gruppen von Freiwlligen die mit Volunta in Bolivien ihren Freiwilligendienst leisten. Das ist meine Gruppe die „Weltwärtsler“ und die Gruppe der „Ijfdler“. Da wir zur gleichen Zeit das Vorbereitungsseminar in Wiesbaden besucht  haben, kannten wir uns bereits vor unserer Zeit in Bolivien.
Wir sind mit mir zehn Freiwillige. Ein dreier Jungszimmer und sechs Mädels, die sich jeweils Zeier-Zimmer mit privatem Badezimmer teilen. Ich (als Nachzüglerin) wohne in einem sehr kleinen, aber feinen Einzelzimmer. Ich teile mir mit den Jungs zwei Bäder. Die große und zum Garten offene Küche teilen wir uns ebenfalls und dank eines Putzplanes ist sie die meiste Zeit sauber. Das Zusammenleben funktioniert trotz der vielen Leute erstaunlich gut und macht viel Spaß.

 

Neben meines Umzugs habe ich auch wegen einer neuen Einsatzstelle mit meinem Mentor Arturo gesprochen. Er arbeitet bereits seit zehn Jahren mir Freiwilligen zusammen und hat eine Menge Erfahrung auch was den Wechsel einer Einsatzstelle angeht. So kam ich letzendlich zu meiner Arbeit in der „Escuela Móvil“ (Mobilen Schule) und im „Hogar Menor de Sucre“ (Kinderheim).
Die Escuela Móvil ist ein Kasten auf Rädern mit ausfahrbaren Tafeln.

Es ist ein Projekt das mit Jugendlichen aus sozialschwachen Familien und Straßenkindern zusammenarbeitet, um sie spielerisch ans Lernen heran zu führen. Die Kinder sind zwischen vier und sechzehn Jahren alt. Ich arbeite gemeinsam mit Gladis und Rodrigo, dem Fahrer des Minibusses zusammen. Wir fahren von Montag bis Donnerstag in acht verschiedene Stadtviertel, wo die Kinder bereits nach dem weißen Minibus mit der Escuela Móvil  Ausschau halten. Es ist ihnen freigestellt an der Escuela Móvil teilzunehmen und es ist für sie vollkommen kostenfrei. Ich helfe Rodrigo morgens dabei den Anhänger und die Escuela Móvil am Minibus zu befestigen und die Spiele ins Auto zu laden. Den Kindern zeige ich, wie die verschiedenen Spiele funktionieren oder spiele selbst mit ihnen. Neben diesem alltäglichen Programm werden regelmäßig Workshops organisiert. Ich habe gemeinsam mit einer anderen Freiwilligen den Workshop „El valor del respeto y buen trato“ (Der Wert des Respektes und des guten Verhaltens) begleitet. Wir haben gemeinsam mit unseren bolivianischen Kollegen Plakate und Spiele vorbereitet und sie bei der Umsetzung der Spiele unterstützt. Das dafür benötigte Material wurde durch Spendengelder aus Belgien und Frankreich finanziert.

Das Kinderheim „Hogar Menor de Sucre“ ist meine Einsatzstelle in der ich am Nachmittag arbeite. Hier wohnen insgesamt 15 Jungs im Alter von Vier bis Siebzehn Jahren. Ich arbeite zusammen mit meiner Mitbewohnerin und guten Freundin Mareike. Unsere Hauptaufgabe ist die Hausaufgabenbetreuung bzw. die Jungs zu beschäftigen, die bereits fertig sind mit ihren Aufgaben. Wir haben einen Fußball für sie besorgt  und sind so oft wie möglich auf den Sportplatz des Kinderheims gegangen, worüber sie sich meistens sehr gefreut haben. Außerdem haben wir die Köchin bei den Vorbereitung der nächsten Mahlzeit unterstützt

Obwohl ich die Idee hinter der „Escuela Móvil“ sehr gut finde, habe ich die Zeit im Kinderheim mehr genießen können. Ich habe zu den Jungs eine persönlichereBeziehung aufgebaut, a ls zu den Jugendlichen aus den verschiedenen Stadtvierteln. Das liegt daran das zwei Monate nicht sehr viel Zeit ist, um sich in bereits vorhandene Strukturen einzuarbeiten, besonders wenn man die Kinder aus den jeweiligen Vierteln nur einmal die Woche sieht und es nicht immer die gleichen sind.
Ich hoffe ich konnte euch einen überschaubaren Einblick in mein Leben aus Surce geben.
Bis bald,

Eure Lotte


PS: Hier findet ihr das offizielle Video der Escuela Móvil in Sucre

„TRAVEL As much as you can. As far as you can. As long as you can. Life's not ment to be lived in one place.“

 

Hallo ihr Lieben,

 

meine ältere Schwester hat mir zu Beginn des Jahres 11 Briefe mitgeben, für jeden Monat (ab September) einen. In einem der Briefe hat sie diesen Spruch genannt, der mir seit dem im Kopf geblieben ist.

 

Da sich unser Freiwilligen-Jahr und damit die Zeit das Land Bolivien zu bereisen dem Ende nähert, nutzen viele Freiwilligen die Wochenenden, um die Reiseziele abzuarbeiten, die sie bisher nicht gesehen haben.

 

In meinem Fall bin ich in Laufe der letzten zwei Monate ein weiteres Mal in das Dorf „Alcalá“ gefahren, habe mir den Einsatzort „Camiri“ angeschaut, einen Tagesausflug nach „Potosí“ unternommen und hatte eine unglaublich schöne dreitägige Tour auf dem „Yukami River“ in der Nähe von „Rurrenabaque“. Über diese verschiedenen Wochenendreisen möchte ich in diesem Blogeintrag berichten.

 

Über das Wochenende vom 21. bis zum 23. April 2017 habe ich ein weiteres mal die vierer Freiwilligen WG in ihrem kleinen aber feinem Dorf namens „Alcalá“ besucht.

Ich kam am Freitagabend an und wurde direkt herzlich vom Gastvater und Mentor der Voluntarios begrüßt. Anlässlich der Einweihung seines neuen Hauses und des neuen Namensschildes seiner Jugendherberge, in dem die WG mit ihm und seiner Familie wohnt, wurde ein verhältnismäßig großes Dorffest gefeiert. Das Fest war bereits voll im Gange als ich ankam. Es gab bolivianische Musik, viel Wein und literweise „Chicha“. „Chicha“ ist ein Bier aus dem Andenraum Südamerikas, das schon von den Inkas getrunken wurde und im Allgemeinen aus der Fermentation verschiedener Pflanzen, wie beispielsweise Mais, gewonnen wird. Gegen Mitternacht hat Don Roger, der Gastvater, eine eindrucksvolle Rede gehalten und diese anschließend mit einer Art Stepptanz und einer Gesangseinlage untermalt. Bolivianische Feiern machen meistens viel Spaß, auch wenn der Geschmack des „Chicha“-Biers gewöhnungsbedürftig ist.

Am Samstag habe ich Julia und Lele geholfen einen Geburtstagsbrunch für unseren Mitfreiwilligen Wenzel vorzubereiten. Da dieser erst gegen 16:00 Uhr aus seinem Tiefschlaf erwacht ist wurde es eher zu einem Abendessen als zu einem Brunch, war aber dennoch sehr schön und lecker.

Nach einer weiteren Nacht und einem ruhigen Sonntagvormittag in Alcalá, habe ich mich wieder auf den Rückweg nach Sucre gemacht.

 

 

 

Das folgende und letzte Wochenende im April bin ich (trotz meines Umzugs am Freitag in meine neue WG) für zwei Tage nach Camiri gefahren. Camiri ist eine Stadt mit ca. 60 000 Einwohnern und liegt im Departamento Santa Cruz de la Sierra. Marlene aus Tarabuco und ich sind nach einer 16 stündigen und sehr holprigen Busfahrt am Samstagvormittag in der Wohnung der Freiwilligen WG angekommen. Im Laufe des Tages haben wir uns die „Plaza“ angeschaut, haben einen „Jugo“ („Saft“) auf dem Mercado getrunken und sind zum Mirado („Aussichtspunkt“) gelaufen. Am Abend waren wir gemeinsam tanzen. Am Sonntag mussten Marlene und ich leider schon um 14:00 Uhr am Terminal sein, da der späteste Bus um 14:30 Uhr nach Sucre zurück fuhr.

 

Camiri ist einer von insgesamt sieben Dörfern/Kleinstädten, wo „Weltwärts“-Freiwillige der Organisation Volunta arbeiten und wohnen. Ich habe im Laufe des Jahres jede Einsatzstelle besuchen können, was immer ein sehr schönes Erlebnis war. Ich genieße die Zeit mit den anderen Freiwilligen, die immer sehr lustig und abwechslungsreich zum „Arbeitsalltag“ ist.

 

Marlene (aus Tarabuco),Ariane (aus Sopachuy), Friederike und Suzanne (beide aus Monteagudo) und ich haben seit Beginn des Jahres vorgehabt einmal zusammen weg zufahren, waren aber nie so ganz überzeugt, ob das wirklich etwas wird. Am Samstag, den 13. Mai 2017, hat es schließlich geklappt. Wir haben gemeinsam einen Tagesausflug nach „Potosí“, wo ich bereits mit meiner Familie im Dezember reisen war. „Potosí“ ist die Hauptstadt des gleichnamigen Departamentos Potosí und hat 175 000 Einwohner. Sie liegt am Fuß des Berges „Cerro Rico“, dessen Silberreichtum die Stadt im frühen 17. Jahrhundert zu einer der größten Städte der Welt machte.

 

Da wir morgens um 5:00 Uhr aufgestanden sind um unseren Bus um 6:00 Uhr zu bekommen, sind wir erstmal auf dem Mercado Central frühstücken gegangen. Es gab „Api moreno“, ein andines Heißgetränkt das aus lila Mais, Nelken, Zimt, Zucker und Zitronenschalen zubereitet wird. Dazu haben wir jeweils zwei Empanadas, mit Käse gefüllte Teigtaschen gegessen. Ein leckeres, bolivianisches und preiswertes Frühstück. Anschließen sind wir ein wenige über die Märkte geschlendert, haben uns verschiedene Kirchen angeschaut, waren auf einer überschaubaren Kunstausstellung und haben uns den Innenhof des „Casa de la Moneda“ („Münzhaus“) angeschaut. Das Gebäude ist eine ehemalige Münzprägeanstalt, die heute als Museum besichtigt werden kann. Es war ein wichtiges Zentrum des spanischen Kolonialhandels in Südamerika. Am Nachmittag sind Ariane, Friederika und Suzanne die Bergminen des berühmten „Cerro Rico“ besichtigen gegangen. Da ich ziemlich erkältet war und Marlene die Besichtigung im Juli mit ihren Eltern machen möchte, haben wir uns dazu entschieden darauf zu verzichten und stattdessen früher nach Sucre zurück zu kehren und uns etwas auszuruhen.

 

 

Das Highlight meiner Kurzreisen ist die dreitägige Pampas-Tour auf dem Fluss Yacuma in der Umgebung von „Rurrenabaque“. Die Kleinstadt liegt auf 300 m Höhe in tropischer Schwüle am „Río Beni“. Aufgrund des umliegenden Tiefland-Regenwaldes, dem artenreichen Madidi-Nationalpark und der tierreichen Pampas (Feuchtsavannen) hat sich „Rurre“ zu einem der wichtigsten touristischen Ziele Boliviens entwickelt. Das gesamte Yacuma-Schutzgebiet wird in der Regenzeit überschwemmt, wodurch die typische Mischung aus Sumpfarealen, Savanne und überwachsenden Inseln entsteht.

Ich bin gemeinsam mit Paula (mit ihr arbeite ich seit drei einhalb Wochen zusammen in dem Projekt „Escuela Móvil“) und Annika (sie wohnt in der WG in die ich kürzlich eingezogen bin) zunächst nach La Paz und von dort aus mit dem Flugzeug weiter nach Rurrenabaque gereist. Wir kamen letzten Freitag, den 26.05.17, gegen 10:00 Uhr dort an. Am Flughafen wurden wir von einem Taxi abgeholt und direkt zu der Agentur gebracht, bei der wir vorherige Woche unsere Tour gebucht hatten. Nach einem leckeren Frühstück im Café gegenüber ging es gemeinsam mit drei weiteren Backpackerinnen im Jeep zur Anlegestelle der Boote. Die Fahrt dauerte etwa drei Stunden, aber war dank der Klimaanlage des Autos erträglich.

Am Ufer des „Río Yacuma“ wurden wir unserem Guide vorgestellt, der uns anschließend half das Gepäck auf dem Boot zu befestigen. Bei strahlendem Sonnenschein und guter Laune ging es los. Es dauerte keine fünf Minuten bis wir die ersten Wasserschildkröten und tropisch-farbenprächtigen Vögel gesehen haben. Nachdem wir etwa drei Stunden mit dem Boot unterwegs gewesen waren und weitere Tiere wie Affen und rosa Flussdelfine beobachten konnten kamen wir bei unsere Unterkunft an. Nach einem Tee und einem kleinen Snack sind wir rausgefahren, um uns gemeinsam mit anderen Reisegruppen den Sonnenuntergang anzuschauen. Zurück in unserer Unterkunft gab es ein reichhaltiges Abendessen.

Danach sind wir mit mit Taschenlampen den Fluss entlang gefahren, um nach den reflektierenden Augen von Kaimanen zu suchen. Man hat schnell gemerkt, das unser Guide das nicht zum ersten Mal gemacht hat. Wie aus dem Nichts hatte er plötzlich einen Babykaiman in der Hand, den ich kurz halten durfte, bevor ihn wieder ins Wasser gesetzt hat. Gegen zehn Uhr sind wir schließlich erschöpft aber zufrieden in unsere Betten gefallen.

Am nächsten Morgen gab es um Acht Uhr Frühstück. Anschließend ging es in langer heller Kleidung (als Schutz vor den vielen Moskitos) auf Anakonda-Suche. Ungefähr zwei Stunden liefen wir in Gummistiefeln durch sumpfartige Landschaft, wobei man neben der Schlangen auch darauf achten sollte nicht in ein Nest von Feuerameisen zu greifen. Kurz vor Schluss unsere kleinen Wanderung haben wir sie schließlich gefunden, eine ein bis zwei Meter lange Anakonda, die in einem Baum hing und sich nicht vom Fleck rührte. Viel sehen konnte man von ihr nicht, aber aufregend war es trotzdem.

Am Nachmittag ist unser Guide mit uns an eine etwas breitere Stelle des Flusses gefahren, wo wir mit drei Flussdelfinen geschwommen sind. Das heißt mal war man in der Nähe der Delfine, mal sind sie verschwunden und erst vier Meter weiter wieder aufgetaucht. Berührt haben wir sie nicht, dennoch war es ein schönes Erlebnis. Nachdem Abendessen und einer kühlen Dusche haben wir im Gemeinschaftsraum der Unterkunft Billard und Karten gespielt.

Am Sonntagvormittag wurden wir von strömenden Regen geweckt, wodurch es über die Nacht deutlich abgekühlt ist. Trotz des Regens haben wir uns den letzten Programmpunkt, Piranhas fischen, nicht nehmen lassen. Außer unserem Guide und Annika hatte keiner viel Glück, wodurch die Ausbeute eher spärlich ausfiel. Um 12:00 Uhr ging es mit dem Boot zurück zur Anlegestelle. Dort wurden wir wieder mit einem Jeep nach „Rurre“ gefahren um rechtzeitig unseren Flieger zurück nach „La Paz“ zu bekommen. Es ist alles gut gegangen, so dass wir um 20:00 Uhr in unserem Nachtbus zurück nach Sucre saßen und am Montag zur Arbeit gehen konnten.

 

So viel zu meinen vergangenen Wochenenden. Ich hoffe ihr genießt das schöne Frühlingswetter in Deutschland.

 

Herzliche Grüße aus Bolivien,

 

 

 

Eure Lotte

 

"Lena zieht um, Lotte zieht mit"

Guten Morgen,

 

bei mir ist es Sonntagmorgen. Ich sitze in meinem neuen Zimmer und möchte Euch über meinen April erzählen. Kaum zu fassen, dass ich in 82 Tagen in Frankfurt am Flughafen landen werde. Je länger ich hier bin, desto schneller scheint die Zeit davon zu fliegen. Verrückt.

 

Meine Freundin Suse, die mich im März besucht hatte, ist wieder zurück in Konstanz. Auch ihr Besuch fühlt sich an, als wäre er ein halbes Jahr her und nicht erst vier Wochen.

 

Ende März bis Mitte April hatten Lena und ich Besuch von einer „work and travel“-Freiwilligen aus Barcelona. Sie ist gerade auf einer Südamerikareise. In meinem vorherigen Eintrag habe ich sie bereits kurz erwähnt. Sie heißt Àngeles und wir haben uns super gut verstanden.

Am Wochenende nach der Pujillay in Tarabuco haben wir gemeinsam einen Ausflug auf die Kirche „San Felipe Neri“ gemacht. Die Klosterkirche ist die eindrucksvollste ihrer Art hier in Sucre. Sie wurde 1795 gegründet und ist im neoklassizistischen Baustil ausgeführt. Von ihrem begehbaren Flachdach hat man einen weiten Blick über die Stadt.

 

Am Abend haben wir uns den Film „Tambien la lluvia“ (deutscher Titel „Und dann der Regen“) angeschaut. Es ist ein Filmdrama, das auf sehr authentische Art und Weise die Ereignisse des Wasserkrieges von Cochabamba vermittelt. Cochabamba ist mit 630.587 Einwohnern die viertgrößte Stadt Boliviens und die Hauptstadt des umgebenden Departamento Cochabamba.

Im Jahr 2000 wurde die Stadt Schauplatz des Guerra del Agua („Wasserkrieg“). Der Internationale Währungsfond erzwang die Privatisierung der Wasserversorgung. Die neue Gesellschaft „Aguas de Tunari“ verdreifachte die Wasserpreise in kürzester Zeit. Dies führte zu heftigen Protesten und einem Generalstreik. Bei Zusammenstößen der Demonstranten mit der Polizei eskalierte die Gewalt und im April 2000 wurde das Kriegsrecht über die Stadt verhängt. Mitte April 2000 nahm die Regierung die Privatisierung schließlich zurück. Insgesamt starben sieben Menschen und hunderte wurden verletzt. Die Vorstellung die deutsche Regierung würde versuchen uns das Wasser zu nehmen, vom privaten Verbrauch bis hin zum Regen, ist für mich absurd.

Mir hat der Film sehr gut gefallen und ich kann ihn nur weiterempfehlen.

 

In der Woche in Cajamarca habe ich mit Hilfe einer Machete Wege von Stämmen und Ästen befreit, die von Baumfällarbeiten übrig geblieben waren.

Außerdem haben Àngeles und ich Claus bei seinem Projekt „Terra Petra“ Unterstützt. Claus ist für drei Monate im Ökologischen Jugendzentrum und möchte mit der Herstellung von Schwarzerde und Veränderungen der Mirkroorganismen (EM) im Boden zur Bodenverbesserung in Cajamrca beitragen.

 

Am Samstag sind wir zu den „Siete Cascadas“ (Sieben Wasserfälle) gelaufen. Sie liegen etwas außerhalb von Sucre. Wir sind zu nächst mit einem Micro bis zu dessen Endstation gefahren. Von dort aus ging es über Feldwege hinunter zum Fluss. Einen offiziellen bzw. ausgeschilderten Weg gibt es nicht, aber es waren immer Einheimische zu sehen, die wir nach dem Weg fragen konnten. Am Fluss angekommen haben wir ein kleines Picknick gemacht. Anschließend ging es weiter Flussaufwärts bis wir zu unserem vermeintlichen Ziel gelangten. Leider fehlte es an Wasser, um von wirklichen Wasserfällen sprechen zu können. Die Landschaft war dennoch sehr schön, nur das Wetter wollte nicht so wie wir. Es schlug von Sonnenschein um zu einem heftigen Gewitter, durch das wir so schnell es gibt zur Haltestelle zurück spaziert sind. Am Abend haben wir uns „La La Land“ angeschaut und sind früh in Bett gegangen.

 

Meine Mitfreiwillige Lena hat Mitte April ihre Einsatzstelle gewechselt und ist in eine eigene WG gezogen. Ich habe die folgende Woche alleine im Zentrum verbracht und schnell gemerkt, dass die Einsamkeit nichts für mich ist. Mir gefällt das Projekt in Cajamarca immer noch sehr gut, aber alleine so abgeschieden zu wohnen und zu arbeiten macht mich nicht glücklich. Also habe ich nachdem ich Freitags nach Sucre zurückgekehrt bin an meinen Chef geschrieben, dass ich ebenfalls gerne in Sucre wohnen und arbeiten würde. Da Arturo, mein „regionaler Mentor“ auf Dienstreise war, hatte ich zwei Wochen Zeit mir verschiedene Einsatzstellen anzuschauen.

 

Ich begleitete Eva für zwei Tage in ihr Projekt „Nueva Esperanza“ (Neue Hoffnung) – Hilfe zur Selbshilfe. Nueva Esperanza ist ein junger Verein, in dem sich ausschließlich physisch Behinderte eine Möglichkeit des gegenseitigen Austausches und der Hilfe bieten. Das Hauptziel von Nueva Esperanza ist ein „Vida inpendiente“, ein Leben in Unabhängigkeit oder besser ein selbstbestimmtes Leben für ihre Mitglieder zu erreichen. (http://www.bolivien-bruecke.de/projekte/nueva-esperanza)

Eva, ebenfalls Freiwillige in Sucre, arbeitet vormittags als Assistentin bei Nueva Esperanza. Es ist eine körperlich anstrengende Arbeit und man muss besonders im Straßenverkehr immer konzentriert sein, da man als Assistent/-in viel Verantwortung trägt.

Ich finde es beeindruckend was Eva leistet und mir haben die zwei Tage gut gefallen. Ich wurde direkt als Assistentin eingebunden und konnte die Mitglieder bei ihren alltäglichen Tätigkeiten unterstützen.

 

Neben „Nueva Esperanza“ habe ich mir die Einsatzstelle "Escuela Taller de Integración" (E.T.I)  und ein Kinderheim in Sucre angeschaut.

Ich habe mich vor einer Woche für das Projekt „Escuela Móvil“ (Mobile Schule) entschieden. Dort arbeite ich mit Straßenkindern zusammen. Außerdem helfe ich gemeinsam mit einer Freundin nachmittags in einem Kinderheim bei der Hausaufgabenkontrolle oder beim kochen.

Am Freitag, den 28.04.2017, bin ich ebenfalls aus dem Haus von Annelie in Sucre ausgezogen. Ich wohne seit einer Woche in einer 10er WG von Freiwilligen, die ebenfalls mit der Organisation „Volunta“ ihren Freiwilligendienst machen. Wie genau meine neue Arbeit und Wohnsituation aussieht, werde ich euch im nächsten Blogeintrag über den Mai berichten.

 

Liebe und sonnige Grüße aus Sucre,

 

 

Eure Lotte

"Suuuse!"

Hallo ihr Lieben,

 

Etwas später als versprochen folgt nun mein Blogeintrag über den Besuch von Suse, meiner besten Freundin aus Deutschland, im März.

 

Suse und ich kennen uns seit ich zwei Wochen alt bin, da ich die ersten zwei Wochen meines Lebens in Beedenkirchen gewohnt habe, wo ihre Familie heute noch wohnt.

 

Dank ihrer Eltern hatte sie also die Möglichkeit mich für fast drei Wochen während ihrer Semesterferien zu besuchen, worauf ich mich das ganze Jahr gefreut habe.

 

 

Angefangen hat unserer gemeinsame Reise in Sucre, wo ich sie am 5. März 2017 am Flughafen abgeholt habe. Als Willkommensgeschenk gab es von ihr erstmal zehn Tafeln Schokolade, zwei Bier von Ikea und zwei Packungen Dinkeldoppelkekse. Die Freude war groß. Ich hatte meinerseits ein Blech Zimtschnecken nach schwedischem Rezept vorbereitet, an Süßigkeiten und Gebäck hat es uns dementsprechend nicht gefehlt.

 

Nach einer Nacht in Sucre habe ich sie mit nach Cajamarca genommen, da ich ihr zeigen wollte, wie mein mein Alltag und meine Arbeit aussieht. Dort oben waren wir für insgesamt sechs Tage, in denen wir fleißig gearbeitet haben. Unter anderem haben wir die völlig überwucherte „Kräuterspirale“, die vor einiger Zeit von einer anderen Freiwilligen angelegt wurde, von Unkraut befreit und neu aufgebaut. Außerdem haben wir einen Wassergraben um das Gelände gelegt, damit sie nicht vollständig vom Regen überschwemmt wird. Das war eine sehr schmutzige, anstrengende aber auch lustige Aufgabe.

Nach dem Mittag- und Abendessen haben wir gemeinsam meistens mit anderen Cajamarca-Besuchern Gesellschaftsspiele gespielt. Das war jedes mal sehr lustig, zu mal wir zeitweise eine sehr bunte Truppe waren.

Am Freitag haben wir uns bereit erklärt, für Ronald und die anderen Mitarbeiter Pizza zu backen. Da Aleja gleich drei Bleche bestellt hatte, beanspruchte uns das den ganzen Nachmittag. Am Abend haben wir sie dann alle gemeinsam verspeist.

Samstags kam ein befreundeter Imker von Annelie zu Besuch, um gemeinsam mit Suse, Lena und mir Honig zu ernten und die Bienenwaben zu kontrollieren bzw. auszusortieren und neue einzusetzen. Da der Weg zu den Bienen durch frühere Holzarbeiten von Ronald versperrt war, mussten wir jede Kiste gefüllt mit den Honigwaben über einen Berg tragen, um sie zurück ins Zentrum zu bringen. Das hat viel Zeit, aber auch Kraft gekostet und nach der dritten Runde waren wir alle sehr müde. Glücklicherweise hat uns Ronald, Alex und Aleja beim Schleudern des Honigs unterstützt, so dass wir letztendlich gegen 16:00 Uhr fertig waren und gemeinsam mit Annelie nach Sucre fahren konnten.

 

Am Wochenende habe ich Suse ein bisschen was von der Sadt Sucre gezeigt und war mit ihr im „Condor Café“, einem vegetarischen non-profit Restaurant, zu Abend essen. Anschließend waren wir gemeinsam mit der anderen Freiwilligen WG aus Sucre feiern.

 

Am Montag waren wir im Restaurant des Miradors, einem wunderschönen Aussichtspunkt oberhalb der Stadt, einen Café trinken und anschließend Schokofrüchte im „Para tí“ essen. Wir haben es uns sehr gut gehen lassen.

 

 

 

Am gleichen Tag sind wir mit der Flotra, einem Nachtbus, nach Tarija aufgebrochen.

Die Universitätsstadt am Río Guadal Quivir, gegründet 1547, liegt auf einer Höhe von 1924m Höhe, hat knapp 180.000 Einwohner und ist damit die südlichste Großstadt Boliviens.

Es herrscht fast ganzjährige ein mildes angenehmes Klima mit einer Regensaison von Dezember bis Februar, wie fast überall in Bolivien. Die angestammte Bevölkerung, die Chapacos und Tarijenas, sind eher mit den nordargentinischen Menschenschlag verwandt, als mit den bolivianischen Indígena.

 

Am Dienstag, unserem ersten Tag in Tarija, wurden wir von strahlender Sonne begrüßt. Das gute Wetter haben wir für einen Tagesausflug an die Wasserfälle von Coimata genutzt. Diese liegen 40 Minuten mit dem Auto von Tarija entfernt und eignen sich super zum Schwimmen und Natur genießen. Wir sind von der ersten Badestelle aus dem Fluss ca. 30 Minuten bergauf gefolgt, bis keine anderen Leute mehr zu sehen waren und wir außer einer Kuh, die Badestelle ganz für uns alleine hatten. Das haben wir genutzt zum Lesen, Schwimmen uns Sonne tanken.

Nachdem Abendessen zurück in Tarija, sind wir müde in die Betten unseres sehr hübschen Hostels gefallen, das wir ebenfalls ganz für uns alleine hatten.

Da Tarija für seine Weintouren bekannt ist, hatten wir ursprünglich geplant an einer solchen teilzunehmen, aber fühlten uns dann doch nicht in der Stimmung. Stattdessen haben wir uns die sehr hübsche Innenstadt angeschaut. Tarija ähnelt von seiner Architektur und seinem Aufbau sehr der Haupststadt Sucre, allerdings etwas kleiner und dementsprechend ruhiger.

Dennoch haben uns die beiden Tage gereicht, so dass wir am Mittwochabend wieder nach Sucre aufgebrochen sind.

 

Dort haben wir am Freitagvormittag eine knapp vierstündige Horse-Riding Tour durch die umgebende Landschaft der Stadt gemacht. Wir waren zu dritt, Suse, ich und ein Guide, der zwar nicht sonderlich gesprächig, aber dennoch sehr freundlich war. Nachdem wir knapp zwei Stunden geritten sind, gab es eine Pause mit Sandwich und Wasser als Erfrischung. Anschließend ging es einen anderen Weg zurück in die Stadt, zum Stall des Pferde.

 

Es war mal etwas anderes und außer der dabei entstandenen Popo Schmerzen und einem sehr starken Sonnenbrand eine sehr schöne Erfahrung.

 

 

Unser letztes gemeinsames Wochenende haben wir anlässlich der „Pujllay“ in Tarabuco, einem Dorf zwei Stunden Autofahrt von Sucre entfernt, verbracht.

Jedes Jahr findet hier um den 19. März eine Art zweiter Karneval mit über 4000 Campesinos statt, das mit dem traditionellen Tanzspiel „Pujllay“ seinen Höhepunkt findet, sehr sehenswert und authentisch, mit typischen Musikinstrumenten wie Quenas, Zamponas und eigenartigen Blasinstrumenten sowie prachtvollen Trachten. Das Fest erinnert an die Schlacht von Jumbati am 12. März 1816, die die Unabhängigkeit von Spanien einleitete.

 

Suse und ich sind am Samstagabend gemeinsam mit Lena und einer neuen kurz zeit Freiwilligen namens Àngels aus Barcelona nach Tarabuco gefahren und haben uns Abends ein Konzert von drei bekannten Musikgruppen aus der Umgebung angeschaut.

 

Am Sonntag folgte die oben beschriebene und beeindruckende Tanzaufführung. Ich lasse die Fotos für sich sprechen.

 

Montagmorgen musste ich mich schließlich wieder von Suse verabschieden. Es war eine sehr sehr schöne Zeit mir ihr, danke an dich und deine Familie!

 

Liebe Grüße,

 

 

Eure Lotte

 

Carnaval de Corumbá

Halli Hallo,

 

der folgende Eintrag ist über den Februar genauer gesagt meine „Rückkehr“ nach Cajamarca und über den Karneval in Corumbá, Brasilien.

 

Nach unserem Zwischenseminar hieß es für alle Freiwilligen mit neuer Motivation in ihre Einsatzstellen zurück zu kehren.

 

In Cajamarca hat sich für Lena und mich ein bisschen was geändert. Zum Einen hat unser ehemaliger Mentor Franz seit Dezember im Zentrum aufgehört und zum Anderen spielt Lena neuerdings in einem Orchester Cello. Daher ist sie von Dienstag bis Freitag nach Sucre gefahren und dafür an den Wochenenden in Cajamarca geblieben. Da ich weiterhin von Freitag bis Montagmorgen in Sucre wohne, sehen wir uns leider nicht mehr so viel wie sonst.

 

Dennoch haben wir gemeinsam eine neue Projektidee umsetzen können. Wir haben unsere selbst gebackenen Sauerteigbrote zum Verkauf angeboten. Dafür haben wir einen Flyer auf Deutsch, Englisch und Spanisch angefertigt, um besonders andere Reisende in Bolivien und Besucher des Zentrums in Cajamarca anzusprechen. Inzwischen haben wir die ersten Brote erfolgreich verkaufen können. Mit den Einnahmen möchten wir das Ökologische Jugendzentrum unterstützen. Ob das Projekt langfristig umsetzen werden, hängt davon ab wie erfolgreich es wird.

 

Ich habe angefangen die Kräuterspirale und den umliegenden Bereich wieder vorzeigbar zu machen. Eine ehemalige Freiwillige hatte die Spirale angelegt, um Heilkräuter anzupflanzen. Leider ist das Beet mit der Zeit ziemlich verwahrlost. Zu meinem Ergebnis folgen im nächsten Eintrag Bilder.

 

Am 9. Februar 2017 haben Lena, ich und die Familie von Aleja ihren 60. Geburtstag gefeiert. Aleja ist die „guten Seele“ des Zentrums, die sich seit zwanzig Jahren fürsorglich um die Pflanzen und die Tiere des Zentrums kümmert. Von Annelie hat sie eine große Tüte getrockneter Coca-Blätter geschenkt bekommen, darüber hat sie sich sehr gefreut. Viele Bolivianer/-innen kauen während der Arbeit Cocablätter, da es eine stimmungsaufhellende und subjektive leistungssteigernde Wirkung hat.

 

Das war ein Überblick über meine Tätigkeiten in Cajamarca. Im folgenden Teil möchte ich Euch einen Einblick in den Karneval von Oruro, Bolivien geben und berichten wie ich die Feiertage verbracht habe.

 

Der Karneval von Oruro ist ein religiöses Fest, das zu Ehren der „Virgen del Sovacon“ (Jungfrau der Bergstollen) veranstaltet wird. Er ist eine der touristischen Hauptattraktionen Boliviens.

Er wird jedes Jahr am Gründonnerstag von der indigenen Bevölkerung eingeleitet. Man dankt Pachamama und anderen Gottheiten für die Ernte des letzten Jahres und bittet um eine gute Ernte für das folgende Jahr.

Am Samstag vor Rosenmontag beginnt der eigentliche Karneval und dauert drei Tage. Die „Entrada“, das heißt die Tanzgruppen ziehen durch die gesamte Stadt und beenden ihren Weg an der Kirche „Iglesia del Sovacon“. Der Umzug hat eine Länge von 3 km, dabei wird explizit für die „Virgen del Sovacon“ getanzt. Am Sonntag tanzt man für den „Dios Momo“, den Gott des Spaßes und der Montag ist ausschließlich der Diablada und Morenada gewidmet.

 

Auch in den anderen Städten, wie Sucre oder Santa Cruz wird der Karneval mit Umzügen, bunten Farben und Alkohol gefeiert.

 

Lena, ich und sieben weitere Freiwillige haben uns wider erwartend gegen den Karneval von Oruro entschieden. Wir sind nach Puerto Quijarro gereist und haben mit der dort wohnenden Freiwilligen-WG den Karneval in Corumbá, einer Grenzstadt von Brasilien gefeiert.

Puerto Quijarro ist ein Grenzort Boliviens und liegt inmitten des Patanal-Sumpflandes. Die Fahrt von Sucre nach Puerto Quijarro dauert mit Zwischenstopp in Santa Cruz knapp 27 Stunden.

 

Den Samstag hat die eine Hälfte unserer Gruppe genutzt, um sich den Ort Puerto Quijarro anzuschauen. Die andere Hälfte, darunter ich, hat den Tag im Schwimmbad verbracht. Die Temperaturen in Quijarro lagen unabhängig von der Tageszeit zwischen 30 und 40 Grad.

 

Nachdem wir uns in der WG versammelt hatten, fuhren wir gemeinsam an die bolivianische Grenze. Diese haben wir zu Fuß überquert und teilten uns auf der anderen Seite ein Taxi in die Stadt Corumbá. Schwups die Wups war ich in Brasilien.

 

Der Karneval in Corumbá ist für seinen Straßenfasching und seine farbenprächtigen Sambaparaden bekannt. Wir haben aufgrund eines Missverständnisses in der Nacht von Samstag auf Sonntag nur kleinere Gruppen von Tänzern sehen können. Der größere Umzug fand eine Nacht später statt, da war ich allerdings bereits auf dem dem Rückweg nach Santa Cruz.

 

In Santa Cruz habe ich eine Freundin und ebenfalls Freiwillige für drei Tage besucht.

Am Mittwoch habe ich sie zu ihrer Arbeit ins Krankenhaus begleitet, wo sie in der Notaufnahme beschaftigt war. Es war ein schöner Besuch und ich habe mich sehr gefreut die anderen Freiwilligen, wenn auch nur kurz wieder gesehen zu haben.

 

Die Fotos sind von anderen Freiwilligen gemacht und mir zur Verfügung gestellt worden, danke an der Stelle.

 

Liebe Grüße,

 

 

Eure Lotte

El Camino de la muerte

Hallo ihr Lieben,

 

es sind tatsächlich schon wieder drei Monate vergangen, seit ich mich das letzte mal gemeldet habe. Wie immer ist viel passiert und ich war viel unterwegs, wovon ich Euch nun in verschiedenen Blogeinträgen berichten möchte.

 

Ich bin sehr glücklich in Bolivien wohnen, arbeiten und reisen zu können. Ich fühle mich in meinem Projekt in Cajamarca sehr wohl und integriert und genieße meine Zeit dort.

 

Nachdem meine Familie Ende Dezember nach Deutschland zurückgekehrt ist und ich Silvester mit Freunden in Sucre gefeiert habe, habe ich mir ein paar Tage Ruhe gegönnt. Auch im Januar war ich von meiner Arbeit im Ökologischen Jugendzentrum freigestellt. Die Ruhe hielt nicht lange an, da ich gemeinsam mit anderen Freiwilligen vor hatte nach La Paz zu fahren. Unser Ziel war es die „Deathroad“ mit dem Mountainbike hinunter zu fahren. Von diesem Erlebnis erzähle ich später, immer schön der Reihe nach.

 

Wir kamen an einem Donnerstag, passend zu dem „Mercado Alto Lima“, in La Paz an. Der Mercado Alto Lima, auch bekannt als Schwarzmarkt, ist jeden Donnerstag und Sonntag geöffnet und liegt in der Zwillings- bzw. „Aymarahauptstadt“ El Alto auf 4200 m Höhe. Der Mercado ist unglaublich groß und wirkt auf den ersten Blick sehr chaotisch. Das Angebot erstreckt sich von Autoteilen und Bussen über elektronische Geräten bis hin zu Kleidung und Lebensmitteln. Das Besondere ist, das die gesamte Ware um die Hälfte billiger ist als in La Paz. Ich habe mir beispielsweise für 70 Bolivianos eine neue Regenjacke für die Arbeit in Cajamarca zugelegt, das sind umgerechnet gerade mal Neun Euro.

 

Am folgenden Tag haben wir uns mit dem Truffi, eine Art Sammeltaxi, auf den Weg zu den „Ruinas Tiwanaku“ gemacht. Tiwanaku ist die wichtigste Kulturstätte Boliviens (UNESCO-Weltkulturerbe). Es liegt gut 70km von La Paz entfernt auf dem kalten Altiplano. Die gesamte Anlage, der sich einst über etwa 5qkm erstreckenden Stätte, ist stark zerstört. Es fehlte uns leider ein Guide oder Infotafeln, da teilweise nicht erkennbar war, worum es sich bei der jeweiligen Ruine handelte. Das unvollendete Glanzstück der Tiwanaku-Steinmetzkunst ist das berühmte Sonnentor (Inti Punku). Außergewöhnlich daran ist das Flachrelief im Fries, das entweder den Sonnengott bzw. Schöpfergott Wiracocha darstellt.

Die Tiwanaku-Kultur wird auf den Zeitraum von etwa 1000 v. Chr. Bis 1000 n. Chr. datiert. Sie breitete sich über weite Teile des Hochlandes aus, bis sie dann auf ungeklärte Weise verschwand. Welche Funktion das Gelände der „Ruinas tiwanaku“ hatte, ist bis heute nicht heraus gefunden worden.

 

 

Nach knapp zwei Stunden haben wir uns ein wenig enttäuscht auf den Rückweg in die Stadt gemacht.

Das Highlight meiner Kurzreise war am Samstag die Fahrt mit dem Mountainbike die Todesstraße hinab. Mit einem Bus der Agentur „No fear“ ging es morgens auf den La-Cumbre-Pass in 4650m Höhe. Unsere Mountainbikes wurden auf dem Dach des Busses transportiert, sodass wir nicht besonders schnell voran kamen. Oben erwartete uns ein stürmischer Schneeregen. Mein erster Schnee in Bolivien. Nachdem wir unsere Schutzkleidung übergezogen hatten und unser Guide uns eingewiesen hat, ging es los. Nach fünf Minuten Fahrt war ich trotz meiner Regenjacke und der Schutzkleidung durchnässt bis auf die Knochen. Der Fahrtwind machte die eisige Kälte nicht besser, aber es mir trotzdem unglaublich Spaß gemacht.

Die „Straße“ führt von La Paz hinab in die Yungas („Tropische Täler“). Wir legten insgesamt einen Höhenunterschied von 3000m zurück und durchfuhren dabei fast allen Klima- und Vegetationszonen Südamerikas. Da es sehr neblig und regnerisch war, hat man von der Landschaft leider nicht viel sehen können. Außerdem war es empfehlenswert sich während der Fahrt auf den Weg und seinen Vordermann zu konzentrieren. Sie ist nicht ohne Grund bekannt als die gefährlichste Straße der Welt. Die einspurige Straße führt meist ohne Leitplanken an steilen Abhängen entlang. Bis im Jahr 2006 eine gut ausgebaute Umgehungsstraße eröffnet wurde, verunglückten einer Schätzung zufolge bis 2007 pro Monat zwei Fahrzeuge und es starben jährlich 200 bis 300 Reisende auf der Strecke. Dementsprechend müde waren wir, als die Tour schließlich in den feucht warmen Regenwald der Yungas zu Ende ging.

 

Am nächsten Tag lag ich mit einer Erkältung und Ohrenschmerzen im Bett. Den Tag darauf habe ich mich auf den Rückweg nach Sucre begeben.

 

Am 21. Januar 2017 began unter Leitung von Max Steiner, der Präsident der Organisation „Hostelling Internacional Bolivia“, das fünftägige Zwischenseminar meines Freiwilligenjahres. Wir haben uns intensiv mit dem Land Bolivien, dessen Geschichte und wirtschaftlichen und politischen Situation beschäftigt. Am letzten Tag haben alle Freiwillige Präsentationen über unsere Einsatzstellen auf Spanisch gehalten. Es war interessant zu hören, was die anderen für Aufgaben in ihren Arbeiststellen haben.

 

Das war mein Januar. Ich hoffe ihr hattet ebenfalls einen schönen Start in das Jahr 2017.

 

Liebe Grüße,

 

 

 

Eure Lotte  

Feliz Año Nuevo

Halli Hallo

 

Erstmal möchte ich euch (nachträglich) schöne Weihnachten und ein fröhliches neues Jahr wünschen, ich hoffe ihr habt die Zeit genauso genießen können wie ich.

 

Der Dezember ist vorbei und damit meine erste Reise durch Bolivien auch. Ich bin drei Wochen mit meinen Eltern, meiner älteren Schwester und ihrem Freund durch das Land gereist und wir haben viel Neues erleben dürfen und unglaubliche Eindrücke sammeln können. Dabei sind auch einige schöne Fotos entstanden, die ich euch zeigen möchte und jeweils eins zwei Sätze hinzufügen werde.

 

Die Reiseroute:

 

Potosí

 

Nachdem wir einige Zeit in Cajamarca und Sucre verbracht hatten, wo von ich in meiner vorherigen Eintrag bereits erzählt habe, ging es für einen Tag/Nacht nach Potosí. Die Stadt ist bekannt für den kegelförmigen Berg „Cerro Rico“ („Reicher Berg“), der einst voller Silberadern war und Potosí über Jahrhunderte zur zweitreichsten Stadt der Welt gemacht hat.

 

Salar de Uyuni und Reserva Nacional de Fauna Andina

 

 

Die riesige Salzwüste „Salar de Uyuni“ gehörte ursprünglich zu dem Anden-Binnenmeer Lago Minchíns. Dieser gewaltige Ursee trocknete vor Jahrmillionen Jahren aus und zurück blieben 10 Milliarden Tonnen Salz auf ein Fläche von 12.000 Quadratkilometern. Ausgehend von der Stadt Uyuni haben meine Familie und ich mit der Agentur „Paula Tours“ eine dreitägige Tour in einem Jeep durch die Salzwüste und das anschließende Naturreservat unternommen. Vom Eisenbahnfriedhof ging es zu einer mitten in der Salzwüste liegenden Isla Uncahuasi, einer Kakteeninsel. Am Abend ging es zur ersten gemütlichen, aber sehr einfachen Unterkunft außerhalb der Wüste. Die folgenden zwei Tage fuhren wir durch das „Reserva Nacional de Fauna Andina Avaroa“. Dort haben wir einige Lagunen, Flamingos, Füchse, Emus und beeindruckende Felsformationen betrachten können. Außerdem haben Hannah und ich ein Bad in den warmen natürlich entstanden Thermalbädern nehmen dürfen.

La Paz

 

La Paz ist die größte Stadt Boliviens und gleichzeitig der höchst gelegene Regierungssitz der Welt. Die Stadt liegt im tiefgeschnittenen Tal des Río Choqueyapu und ihr findet sich eine Mischung aus Tradition und Moderne. Meine Familie und ich waren unter anderem im „Museo Nacional del Arte“ und haben uns dort von einer kolonialen Gemäldesammlung mit Bildern von Melchor Pérez de Holgun und Leonardo Flores faszinieren lassen. Außerdem haben wir uns vom großen Angebot von Alpacca Pullovern bis Umhängetaschen nähe der „Plaza San Franzisco“ einnehmen lassen.

Copacabana und Isla del Sol

 

Von La Paz aus ging es an den Wohlfahrtsort Copacabana , der an den Ufern des Titicacasees auf der Höhe von 3818m liegt.

 

Von Copacabana sind wir in zweieinhalb Stunden mit dem Boot zu der „Isla del Sol“ getuckert. Dort sind wir in ca 6 Stunden vom Norden der Insel Richtung Süden gewandert und Abends wieder zurück auf das Festlands gefahren.

 

Tarabuco

 

Über weihnachten haben wir andere Freiwillige und ihre Gastfamilie besucht, die in Tarabuco leben. Das Dorf liegt ca 65 Kilometer östlich von Sucre und ist bekannt für seinen farbenfrohen Sonntagsmarkt.  

Copacabana

Isla del Sol

Samaipata

 

Zum Abschluss unserer Reise fuhren wir für zwei Tage nach Samaipata. Samaipata liegt in der Nähe der Großstadt Santa Cruz. Von dort aus haben wir zwei Tagestouren mit einem bolivianischen Guide in die umgebende Natur und den Nationalpark Amborro unternommen, bevor es am 30. Dezember mit dem Taxi zum Flughafen in santa Cruz ging und ich meine Familie wieder verabschieden musste.

 

Ich habe die vier Wochen mit ihnen sehr genossen und habe mich unglaublich gefreut ihnen meine Einsatzstelle und verschiedene Seiten von Bolivien zeigen zu können.

 

Bis bald,

 

 

Eure Lotte

"Pinus radiata & Pinus patula"

Buenas  noches!

 

Wie  bereits  in meinem  vorherigen Beitrag erwähnt, befinden  sich meine  Eltern, wie  auch meine ältere Schwester Hannah  seit  dem  02.12.2016 in Bolivien und werden bis  zum  28.12.2016 bleiben. Ein schöneres  Geburtstags- und  Weihnachtsgeschenk hätte  ich mir nicht  wünschen  können.

 

Sie  sind Freitagmorgens  sicher  in Santa  Cruz gelandet  und haben  dort  dem  Tag  bei  einem Forstwirt verbracht,  den mein  Vater über zehn  Ecken bereits  aus  Deutschland aus  kontaktiert  hatte. Gegen 17:00 Uhr ging ihr  Anschlussflug nach  Sucre, wo  Annelie  und ich  sie  am  Flughafen abgeholt hatten. Ich war natürlich aufgeregt  und konnte  es kaum  glauben, als  sie  dann tatsächlich, müde und fertig wie  sie  waren, vor mir standen.  Ich war (und bin) einfach sehr dankbar dafür sie  bei  mir zu  haben und ihnen all  das, was ich mit  meinem  Blog mühsam zu beschreiben versuche, live  und in  Farbe zeigen zu können.

 

Am Wochenende  sind wir gemeinsam  durch Sucre gelaufen, waren auf  dem  Mercado  Central  einen Obstsalat  essen und haben  auf dem  Mercado Campesino  unseren  Wocheneinkauf für die Zeit Cajamarca erledigt. Da es viele neue Eindrücke, Menschen und Umstellungen auf einmal waren, war meine Familie  sehr dankbar  für die  Ruhe  und Abgelegenheit,  die  ein  Aufenthalt in Cajamarca  mit sich bringt. Da  ich ihnen neben meinem  Leben in Sucre,  auch gerne meine Einsatzstelle  und gleichzeitig mein  zu Hause  im  Zentrum  zeigen wollte,  hatten  wir uns dazu entschlossen die  ersten fünf  Tage ihres Aufenthalts in Cajamarca  zu verbringen und so gut  es  in der ungewohnte Höhe geht  mitzuarbeiten. Das  hat  sich für uns  alle  sehr gelohnt,  da  wir die  Woche  das  erste  mal  seit  Lena und ich im Zentrum sind Bäume  gepflanzt  hatten.

 

Am Montag hatten wir, meine  Familie,  Lena,  Vanessa und ich  zunächst  Ronald und seinem Bruder geholfen 2000 der jungen  Bäume  aus  der  „Baumschule“  (s. Fotos) des  Zentrums  auf das Grundstück  zu bringen, wo wir sie  am  Mittwoch  gemeinsam  mit  der restlichen  Familie  von Ronald pflanzen  sollten.

 

Da  Lena  und ich uns  schon länger  eine Sitzgelegenheit  vor unserer Hütte  gewünscht  hatten, haben wir den Dienstag  genutzt,  einen  Tisch  aus Holz,  das  uns  im  Zentrum  zu  genüge  zur Verfügung steht, zu bauen.

 

Am Mittwoch ging  es  um  halb  Zwei  zum  Bäume pflanzen  auf das  Grundstück  von Ronald. Ronald ist wie  Alberto eine  Art  „Ziehsohn“  von  Annelie  und arbeitet  als  Automechaniker und Schreiner. Da er ein Jahr in Deutschland  gelebt  hat  spricht  er sehr gut Deutsch,  so dass  auch meine  Familie  die Möglichkeit  hatte, sich  mit  ihm  zu  unterhalten.

 

Zunächst  haben wir auf dem  Grundstück  Säcke  mit den  jungen Bäumen befüllt, die  wir anschließend über der  Schulter  zu einem  fünfzehn Minuten weit entfernten Berghang transportierten.  Da  es  von dem Grundstück  bis  zu dem  Berghang, der bepflanzt werden sollte, querfeldein ging,  also kein richtiger Weg existierte, war die  Strecke  schon relativ Kräfte raubend Nachdem  wir oben angekommen uns  ein paar  Minütchen  ausgeruht  hatten, fingen Ronald, sein Bruder und sein Schwager an  mit  Spitzhacken Löcher in den  Boden zu hauen,  in die  wird die  Reihe nach junge  Pinien  gesetzt  haben. Gepflanzt  haben  wir zwei  Arten  der Nadelbäume,  die  „Pinuas radiata“ und die  „Pinus  patula“. Abends  ging  es  erschöpft, aber glücklich mit  der geleisteten  Arbeit zurück zum Zentrum.

 

Da Lena  und  Vanessa  bereits Mittwochsnachmittags nach Sucre  zurückgefahren  sind, um anschließend weiter  nach La  Paz  zu  fahren, haben  meine  Familie und ich  uns am Donnerstag alleine  auf  den  Weg gemacht, um  Ronalds  Familie  wieder  beim  Pflanzen zu unterstützen. Im  Grunde  ist  das  Pflanzen abgelaufen wie  am  Mittwoch.  Netterweise  hatte  uns Isabel,  die  Mutter von Ronald,  eingeladen gemeinsam  mit  ihnen  auf ihrem  Grundstück  zu Mittag zu essen. Es  gab eine  Kartoffelsuppe, Nudeln, Zwiebeln mit  Möhren, Kartoffeln  und Hähnchen, was aller  sehr sehr lecker  geschmeckt hat. Den Nachtisch haben wir in Form  von Rittersportschokolade beigesteuert,  worüber  sich besonders  Matias, der Sohn von Ronald  gefreut  hat.

 

Freitags  habe  ich die  Gelegenheit  genutzt,  das  Lena und  Vanessa  nicht  da  waren, um  unsere  Hütte vor unserem  Urlaub  nochmal  sauber zu machen und in Ordnung zu bringen. In dieser  Zeit  war meine  Familie in der „Carpinteria“  („Werkstatt“), um  zu unserem Tisch noch  passende  Sitzbänke anzufertigen, was ihnen  meiner  Meinung nach  gut  gelungen  ist.

 

Auf den  Fotos  sieht  man  einmal  die  sogenannte "Baumschule“  des  Jugendzentrums,  in der die unterschiedlichen Stadien der jungen Pinien zu beobachten sind. Die  Bäumchen, die wir mit  Ronald gepflanzt  haben sind etwas zwei Jahre  alt. Außerdem sieht man uns beim Pflanzen und die Sitzgelegenheit, die  wir am  Freitag  beim  Mittagessen direkt eingeweiht  haben.

 

Da  ich die  nächsten  zwei  bis  drei  Wochen  mit meiner  Familie  durch  Bolivien  reisen werde,  wird der nächste  Blogeintrag wahrscheinlich erst  im  Januar erscheinen, deshalb  wünsche  ich Euch  vorab schon mal  frohe  Weihnachten und einen  guten Rutsch  in das  neue  Jahr!

 

Ganz  liebe  Grüße,

 

Eure  Lotte

 

Sopachuy, Alcalá y Monteagudo

 Hallo ihr  Lieben!

 

Nach nun fast  sechs  Wochen melde  ich  mich mal wieder  aus Bolivien,  das  Land, das  mehr und mehr zu  einer Heimat  für mich  wird.

 

Neben verschiedener  Arbeiten und Projekte  im Zentrum, vieler „Kurzreisen“  an  den Wochenenden und dem  jetzigen Besuch meiner Familie  aus Deutschland  habe ich  es  leider  nicht  früher geschafft  einen  Zeit  zum  Schreiben zu  finden, dafür gibt  es  jetzt  gleich  zwei  Einträge,  einen über  die Ereignisse  im Oktober/November und einen weiteren über  die  erste  Zeit  mir  meiner  Familie  in Cajamarca und Sucre.

 

Das  letzte  Wochenende  des  Oktobers  habe  ich genutzt,  um  nach  Sopachuy zu reisen.  Sopachuy  ist ein kleines  Dorf, das  mit  der „Flota“  in  ca. 5 Stunden von Sucre  aus  zu erreichen ist. Dort  habe  ich vier Freiwillige,  die  bisher in einer Gastfamilie  gelebt haben, besucht.  Es  war sehr interessant  zu sehen, wie andere Freiwillige  mit  ihrer neuen  Umgebung, Arbeit  und ihrem  sozialen  Umfeld zu recht  kommen, gerade  da  sich ihre  Einsatzorte  häufig  von unserer Situation in Cajamarca  deutlich unterscheiden. Die vierer  WG  hat  besonders  durch  ihre Arbeit  in  der Schule  einen guten  Anschluss zu den bolivianischen Jugendlichen, von denen  sie  häufig zum  Feiern  und Tanzen eingeladen werden. So wurde auch an diesem Freitagabend  bis  spät  in die  Nacht  getanzt.  Die  folgenden  zwei Tage  wurden dafür eher  gemütlich  in der Sonne  liegend am  Fluss  verbracht, der nur fünf Gehminuten  vom  Dorf entfernt  liegt.

 

In der ersten  Woche  des Novembers  hatte  die Deutsche  Botschaft  per E-Mail alle  Freiwilligen  aus Deutschland,  unabhängig mit  welcher Organisation sich diese  in Bolivien befinden,  zu einem Treffen mit dem  Deutschen Botschafter in Sucre  eingeladen. Dort hat  zunächst  einer  der  Vertreter eine  Präsentation über die  Arbeit  und Projekte  der Gesellschaft Internationaler Zusammenarbeit  in Bolivien gehalten, bis  anschließend eine Fragerunde  mit  dem Botschafter,  der leider nur einen begrenzten Zeitrum für uns  zur  Verfügung hatte, eingeleitet wurde. Diese war dennoch sehr informativ, außerdem gab es leckere Empanadas und Saltenas, zwei typische Gerichte für Bolivien.

 

In der gleichen Woche sind sieben Pfadfinder aus Deutschland in Bolivien angekommen, die mit Lena, Suzie, Vanessa und mir zwei Wochen im Zentrum mitgearbeitet  haben. In dieser Zeit haben wir unter anderem mit der Renovierung des Schwimmbads begonnen. Franz hatte gemeinsam mit Juan und Manuel mit Spitzhacken die oberste Schicht der Zementwände, die Treppe und den Boden bearbeitet, während Lena, Suzie und ich den dabei entstandenen Schutt genutzt haben, den nach Cajamarca führenden Weg auszubessern.

 

Über  das Wochenende vom  04.11-06.12.16 war ich gemeinsam mit der WG aus Sopachuy in Alcalá, ein Dorf, das ähnlich aufgebaut ist wie Sopachuy, aber dennoch nicht ganz so groß ist.  Auch diese drei Tage mit den anderen Freiwilligen vor Ort  waren sehr schön und wir hatten  eine  Menge Spaß. Ich bin sehr glücklich über die  Tatsache  das  so ein  gutes  Klima  unter uns  Freiwilligen herrscht und auch  das  es  bisher kaum  größere  „Katastrophen“  in  den verschiedenen Wohngemeinschaften zu  geben scheint.

In der darauf  folgenden  Woche  konnten  wir Dank der Hilfe  von einem  der Pfadfinder  dem  sonst eher eigenwilligen Pferd des  Zentrums  einen Halfter umlegen.  Außerdem  hatte  dieser  Pfadfinder, der bereits  einiges  an Erfahrung im Umgang mit  Pferden hatte,  den Mut  sich kurzerhand auf das Pferd zu setzen und ohne  weitere  Zwischenfälle  eine  Runde über das  Gelände  zu reiten.  Wer Max (das  Pferd) kennt, hätte  das  so schnell  nicht  für möglich gehalten.

 

Pünktlich  zum  „Día  de  la  Tradición“  („Tag der Tradition“) sind Lena  und ich  am 11.11.2016 in Monteagudo, einer Kleinstadt, die  11 Stunden  von Sucre  entfernt liegt, angekommen.  Dort  wohnen und arbeiten ebenfalls  vier  der  Volunta-Freiwilligen,  die uns  anlässlich  der am  Samstag stattfindenden Entrada eingeladen hatten.  Außerhalb der  Kleinstadt war zusätzlich zu  der Entrada ein riesiges Festgelände aufgebaut  worden auf dem  es  von Schmuck- bis Essensständen alles Mögliche  zu sehen und zu probieren gab. So hatten Suzanne und ich die Möglichkeit  für 5 Bolivianos  unsere  Reitkünste  unter Beweis  zu stellen.  Am  Abend wurde  viel  getanzt und gefeiert. Am Sonntag sind wir gemeinsam  mit Monteagudos  Pfarrer, der ebenfalls  aus  Deutschland stammt, zum  Fluss  gefahren  um  uns  abzukühlen bevor es  mit  der „Flota“  wieder zurück nach  Sucre ging.

 

Dort  hatten  sich inzwischen  Suzie,  die  junge Reisende  aus  Frankreich, als auch die  Gruppe  von Pfadfindern aus  Deutschland von Cajamarca verabschiedet,  um ihre  jeweilige  Reise  durch Bolivien fortzuführen.

 

Also sind Lena,  Vanessa  und ich wie  gewohnt Montags  nach Cajamarca gefahren.  Da  es  mir gesundheitlich nicht  gut  ging hatten Lena  und ich den Unterricht  in Punilla  ausfallen  lassen. Am Mittwoch hatten  wir uns  schließlich frisch und erholt auf den  Weg in  die  Schule  gemacht. Unsere  Idee den Computerunterricht  mit  Englischvokabeln  zu verbinden  kam  erstaunlich  gut  bei unseren  Schülern an, so dass  unser letzter Unterricht  vor den Schulferien verhältnismäßig erfolgreich war, was  Lena und mir ein  gutes  Gefühl  mitgegeben hat. Im Jugendzentrum  hatten wir wie  in der vorigen  Woche die  Aufgabe  mit Schubkarren den  alten Zement  des Schwimmbads  weg zu transportieren, was uns körperlich  an unsere  Grenzen  brachte, aber dennoch Spaß gemacht  hat.

Die  letzten  zwei  Wochen des  Novembers  haben Lena,  Vanessa  und ich hauptsächlich genutzt, Stühle für unseren  Esstisch  im  „Casa  de  los Voluntarios“ („Haus  der Freiwilligen“) fertig zu stellen, beim Zement mischen für das Schwimmbad mitzumischen,  unseren ersten  Quertalsbericht  für unsere Organisation  zu verfassen und alles  für den Besuch meiner Eltern  und meiner mittelälteren Schwester, die  am  02.12.2016 in Santa  Cruz  gelandet  sind, vorzubereiten.

 

So viel  zu  meinen  letzten  sechs  Wochen. Ich  hoffe ihr genießt  alle  den Lebkuchen  und den Glühwein auf den  Weihnachtsmärkten in  Deutschland, die  es hier leider  nicht  gibt.

 

Liebe  weihnachtliche  Grüße  aus  Sucre,

 

Eure  Lotte

Octubre '16

Buenos días!

 

Inzwischen sind seit meinem letzten Blogartikel ungefähr vier Wochen vergangen. Heute werde ich berichten, was sich in der Zwischenzeit alles ereignet hat, wo ich überall war und wie inwiefern sich meine Arbeit in der Schule und im Ökologischen Jugendzentrum bisher verändert hat.

 

Zunächst gebe ich euch einen kleinen Überblick, da die letzte Zeit doch sehr ereignisreich war und ihr mit so während meiner Erzählung etwas besser folgen könnt:

  • Mittwoch, der 05.10.2016: Annelie Dehmel und Vanessa landen sicher in Sucre.

  • Samstag auf Sonntag: Lena, Vanessa, ich und weitere Weltwärts-Freiwillige verbringen das Wochenende in Sucre, um uns die Entrada anzuschauen und uns über die neusten Ereignisse auszutauschen

  • 10.10.2016 – 14.10.2016: Die folgende Woche verbringen wir wie gewohnt in Cajamarca/Punilla mit der Besonderheit, das Annelie und Vanessa auch mit dabei sind.

  • Freitag, der 14.10.2016: Wir lernen Suzie, eine Reisende aus Frankreich kennen. Sie bleibt für ungefähr vier Wochen in Sucre und arbeitet unter der Woche mit uns im Ökologischen Jugendzentrum.

  • Sonntag, 16.10.2016: Gemeinsam mit der Freiwilligen WG aus Sopachuy und unserem bolivianischen Freund Pio begebe ich mich auf einen Ausflug nach Yutalla, einem kleinen Dorf der näheren Umgebung Sucres.

  • 17.10.2016 – 21.20.2016: Die erste Woche zu viert (Lena, Vanessa, Suzie und ich) in Cajamarca

  • 22.10.2016 – 23.10.2016: Ungeplantes Wochenende in Sucre

Ich werde mit der Ankunft von Annelie und Vanessa beginnen.

Lena und ich hatten beide die Gelegenheit Annelie Dehmel, die Gründerin des Ökologischen Jugendzentrums in Cajamarca und in Tarabuco, bereits in Deutschland kennen zu lernen und so aus erster Hand Informationen über das Projekt in Cajamarca zu erhalten. Das war auch der Grund, weshalb Lena und ich während unserer ersten Infoveranstaltung und dem gleichzeitig stattfindenden Vorstellungsgespräch der Organisation „Volunta“ zwei der wenigen Freiwilligen waren, die bereits genau wussten in welcher der vielen Einsatzstellen in Bolivien sie gerne arbeiten würden. Uns beide reizte der ökologische Aspekt des Projektes, welchen es bei sonst keiner Einsatzstelle zu geben schien, da diese sich auf den pädagogischen beziehungsweise medizinischen Bereich beschränkten. Neben dem einen Treffen das ich mit Annelie in Deutschland hatte, standen wir außerdem im regelmäßigen E-Mail Kontakt um verschiedene Fragen und Anregungen auszutauschen und zu klären. Dennoch waren wir sehr gespannt Annelie persönlich besser kennenzulernen. Umso neugieriger waren wir, da wir erfuhren, das nicht nur Annelie sondern auch Vanessa, eine weitere Freiwillige aus Deutschland, für ungefähr drei Monate in Cajamarca leben und arbeiten würde. Das hieß für Lena und mich wir würden eine neue Mitbewohnerin in unserer gemütlichen Holzhütte willkommen heißen „müssen“. Einerseits freute ich mich ein neues Gesicht und damit „frischen Wind“ im Haus zu haben, andererseits machte ich mir auch ein wenig Sorgen, da Cajamarca doch zu einem zu Hause von Lena und mir geworden war, indem wir uns eingerichtet und sich gewisse Routinen eingespielt hatte. Diese Sorge war aber wie sich im Laufe der letzten Wochen herausstellte unbegründet, aber dazu schreibe ich später mehr.

 

Da Annelie und Vanessa an einem Mittwoch in Sucre gelandet sind, ist Franz mit Lena und mir bereits am vorherigen Dienstag aus Cajamarca nach Sucre zurückgefahren. Im Rahmen einer kleinen Willkommensfeier hatten Lena und ich Mittwochs einen Bananenkuchen und Franz mit seiner Familie zwei verschiedene Sorten von Süßkartoffeln und einem leckeren Dip vorbereitet. Gegen Mittag trafen Annelie und Vanessa bei uns im „Casa de Annelie“ ein, beide wirkten glücklich aber auch erschöpft von der langen Reise. Der Abend verlief sehr gemütlich und beide stellten sich angenehme Zeitgenossen heraus, besonders mit Vanessa haben Lena und ich uns von Anfang sehr gut verstanden, was für ein Zusammenleben meiner Meinung nach nicht gerade unwichtig ist.

 

Am folgenden Samstag gab es in Sucre ein großes Wiedersehen von Weltwärts-Freiwilligen. Gemeinsam mit den Freiwilligen aus den Dörfern Sopachuy, Alcala und Monteagudo machten Lena, Vanessa und ich uns auf den Weg nach Tarabuco, um uns die kleine Entrada anzuschauen, bei der Marlene und Katharina, die beiden Freiwilligen die in Tarabuco wohnen und arbeiten, mitgetanzt haben.  

Wir kamen gegen Samstagmittag in Tarabuco an und haben zunächst unser Gepäck in dem Hostel untergebracht in dem wir uns für die Nacht eingemietet hatten. Das Hostel gehört ebenfalls zu der Organisation „Centro Ecológico Juvenil“ und wird von Alberto einem guten Freund von Annelie geleitet. Lena und ich haben als Cajamarca-Freiwillige die Möglichkeit dort kostenlos zu übernachten. Das gilt andersrum für die zwei Freiwilligen aus Tarabuco in Cajamarca genauso. In dieser Jugendherberge leben Marlene und Katharina gemeinsam mit ihrer Gastfamilie von Alberto.

Den restlichen Tag haben wir uns Tarabuco angeschaut, Straßenhamburger gegessen, abends die Entrada (so gut es bei der Kälte ging) genossen und uns anschließend bei einer Tasse Tee bis spät in die Nacht über unsere Arbeit und unseren Alltag in den verschiedenen Einsatzstellen ausgetauscht. Nach einer trotz mehreren Decken und einem Schlafsack recht kalten Nacht und einen aus von Marlene zu bereiteten Pfannkuchen bestehenden Frühstück haben wir uns wieder auf den Rückweg nach Sucre begeben, was gar nicht so einfach war, da die Hauptstraße wegen eines Autorennens gesperrt war. Schließlich hatten wir es nach einer einstündigen Fahrt zurück in die Hauptstadt geschafft. Da wir in der Nähe des „Avenida Americana“ ausgestiegen waren und das nicht weit von dem Steakhaus namens „Memphis“ entfernt war, hatten wir uns entschlossen dort als Abschluss des Wochenendes zu Mittag essen. Das war keine schlechte Entscheidung und ich kann es nur jedem weiter empfehlen.

Die folgende Woche fing damit an, das Annelie Lena und mich am Montag in die Schule begleitet hat, um sich ein Bild von der aktuellen Schulsituation zu machen. Sie unterhielt sich mit den Lehrern und der Direktorin und setzte sich nochmal dafür ein, das Lena und ich als „Assistenzkräfte“ den Unterricht mitgestalten, das heißt der eigentliche Lehrer sich während unserer Unterrichtsstunden keine freie Zeit macht, sondern uns so gut wie möglich unterstützt, was bisher auch die meiste Zeit der Fall war. Annelie hat Lena und mir auch erzählt, dass es früher noch bis zu 200 Schüler und Schülerinnen an der Schule in Punilla gab. Heute sind es gerade mal 70, was daran zu liegen scheint, das immer mehr Familien in die Stadt ziehen und ihre Kinder dort zur Schule schicken. Auch das zu der Schule dazugehörige Internat wurde früher von deutlich mehr Schülern bewohnt, heute leben dort nur noch um die neun Schüler. Außerdem hat Annelie Lena und mir von einer Werkstatt erzählt, die sie vor einiger Zeit in Kooperation mit der Schule und den erwachsenen Bewohnern in Punilla eingerichtet und mit Werkzeug und Materialien ausgestattet hat. Das hat Lena und mir die Möglichkeit eröffnet neben dem Englisch- und Computerunterricht, der nur langsam Forstschritte zeigt, langfristig auch handwerklichen Unterricht mit unseren Schülern zu gestalten. Das ermöglicht Abwechslung und fördert nicht nur die „geistlichen Kompetenzen“ unsere Schüler sondern bietet auch Erfahrungen im praktischen Bereich (nicht nur für die Schüler, sondern auch für Lena und mich). Der Rest der Woche verlief wie gewohnt ruhig und Vanessa konnte sich gut bei uns einleben.

 

Am Freitag den 14.10.2016 kehrten wir ausgeruht und entspannt zurück nach Sucre. Vanessa erging es wie Lena und mir die erstem male, als wir in die Hauptstadt zurück gekehrt waren. Der Kontrast zwischen Sucre und Cajamarca wirkt jedes mal gewaltig. Schon allein die Tatsache, dass es in der Stadt mehr als zehn Menschen gibt, was in Cajamarca nicht immer selbstverständlich ist, scheint einen im ersten Moment zu überfordern. Es ist ein bisschen wie zwei verschiedene Welten, in denen man sich automatisch unterschiedlich bewegt und verhält.

Etwas überraschend war für uns alle, als Annelie plötzlich mit Suzie, einer zwanzigjährigen Freiwilligen aus Frankreich vor der Tür stand und es hieß, sie würde ebenfalls für vier Wochen im Zentrum mit uns zusammen arbeiten. Anfangs bekamen wir nur wenig von ihr mit, da Annelie das Wochenende mit ihr in Cajamarca verbracht hat, während Vanessa, Lena und ich in Sucre geblieben sind. Zu ihrem für uns doch plötzlichen Auftauchen kann ich sagen, dass man in Bolivien lernt flexibel zu sein und die Dinge so zu nehmen wie sie sind. In diesem Fall klappte und klappt das auch immer noch sehr gut.

 

Am Sonntag bin ich gemeinsam mit den vier Weltwärts-Freiwilligen aus Sopachuy und unserem bolivianischen Freund Pio in seinem Auto nach Yutalla gefahren, um dort einen alten Freund aus Deutschland von ihm zu besuchen. Er heißt Klaus und wohnt im Randgebiet von Yutalla. Bevor wir ihn besucht haben, hielten wir für einen kurzen Moment in Yutallas „Zentrum“, um uns mit Empanadas und leckerem Eis zu stärken. Als wir schließlich bei Klaus ankamen, waren wir alle überrascht von der Größe und der Schönheit des Geländes. Es war ein riesiger Garten, der mit seinen vielen verschiedenen Pflanzen wild, aber dennoch gepflegt wirkte. Das ebenfalls sehr geräumige Haus war gemütlich eingerichtet und lud zum Entspannen ein. Neben der überdachten Terrasse gab es auf dem Innenhof zwischen zwei großen Palmen einen runden brunnenartigen Teich mit Fischen, der den Ausblick von der Terrasse in den Garten perfekt gemacht hat. Außerdem gab es weiter hinten im Garten ein großes Schwimmbecken, das über einen kleinen Kanal mit Regenwasser befüllt wird.

Auf der Terrasse haben wir uns zu Brot, Würstchen und Tumbo-Saft, wofür Yutalla unter anderem bekannt ist, mit Klaus und Pio über „alte Zeiten“ unterhalten. Abschließend waren wir eine Runde spazieren, was mir wiedermal gezeigt hat wie sehenswert Boliviens Landschaften sind.

Die anschließende Woche verlief im Grunde, wie die bisherigen Woche und bestand aus Unterricht geben und verschiedenen Arbeiten, wie Türen abschleifen, Holz schleppen und Schilder aufstellen im Zentrum. Allerdings war es die erste Woche, in der wir nun zu viert im Zentrum gearbeitet haben, das heißt Lena, Vanessa, Suzie und ich. Das funktioniert sehr gut und zu viert gehen die verschiedenen Aufgaben deutlich schneller von der Hand als zu zweit. Nur das Kochen in der kleinen Küche wird zu viert langsam etwas eng.

Mitte dieser Woche hat das Zentrum neuen Zuwachs in Form von 30 Küken und 20 älteren Hühnern erhalten. Dafür haben wir vier Mädels mit Franz Hilfe bis spät in den Abend zwei Schlafplätze in Form von Hühnerstangen konstruiert, was uns ziemlich viel Spaß gemacht hat, besonders da sich das Ergebnis gut sehen lässt. Eigenlob stinkt, genauso wie der Hühnerstall.

Eine Anmerkung zu dem Holzschild, das man auf dem Foto sehen kann. Insgesamt haben wir acht Schilder dieser Art verteilt auf dem Gelände aufgehangen. Hergestellt wurden sie von Yelka, der Enkelin von Annelie, die letztes Jahr ebenfalls über weltwärts ein Jahr in Bolivien verbracht hat. Die Schilder waren eines ihrer Projekte, in dem Yelka sie gemeinsam mit einer Gruppe Jugendlicher gestaltet hat.

 

Das Wochenende vom 22.10.2016 auf den 23.10.2016 verlief ebenfalls ruhig, wie die vorige Woche. Eigentlich hatten wir uns mit den Freiwilligen aus Alcala und Tarabuco in Sopachuy verabredet, um dort ein Wochenende miteinander zu verbringen. Das hat, was wir Cajamarca-Menschen, die unter der Woche leider kein Handynetz zu Verfügung haben leider erst freitags erfahren hatten, aus verschiedenen Gründen doch nicht gepasst, so dass das ganze um eine Woche nach hinten verlegt wurde. Stattdessen haben wir uns Freitags in unserer Wohnung in Sucre einen gemütlichen Abend mit Kochen und Schokolade essen gemacht. Außerdem haben wir Freitags die unglaublich leckeren Schokofrüchte im „Chocolate Para Ti“ entdeckt, die sogar manche Schokolade aus Deutschland im Geschmack und besonders mit ihrem günstigen Preis schlagen. Das hat einen Schokoladenjunkie wie mich natürlich sehr glücklich gemacht und auf lange Sicht vermutlich um einiges ärmer.

Die von mir ausgehend nun letzte Woche war sehr arbeitsreich und anstrengend. Neben dem üblichen Unterricht geben kamen auf uns vier in Cajamarca Arbeiten zu, die uns letztlich jegliche Kraft geraubt haben.

Am Montag nach der Schule erhielten wir von Aleja die ehrenvolle Aufgabe den alten Hühner- als auch den Entenstall von den Extremente der Tiere zu befreien. Die Luft wurde schnell stickig und wir haben alle danach schon mal besser gerochen. Fennoch war es schön Aleja auf die Art „unter die Arme zu greifen“ zu können.

Der Dienstag begann damit, dass wir den Graben um unsere Hütte mit Spitzhacken und Schaufeln erweitern sollten, was sich einfacher anhört als es war. Der Boden rund um unser Haus besteht zu 90% aus Stein, das heißt ich habe zehn Minuten auf eine Stelle eingeschlagen und damit vielleicht drei Zentimeter Stein bewegt. Vanessa und mir wurde die Arbeit schnell zu viel, so dass während Suzie und Lena sich weiter verausgabt haben wir uns um andere wichtige Aufgaben gekümmert haben, wie den Erste-Hilfekasten mit seiner dafür vorgesehen Vorrichtung in unserer Hütte aufzuhängen. Nach dem Mittagsessen, es gab Zwiebelkuchen, indem wir ungefähr zehn oder mehr Zwiebeln verarbeitet hatten, weil Annelie uns die Woche zuvor einen ganzen Sack davon geschenkt hatte, waren wir alle entkräftet und hofften auf eine mehr oder weniger entspannende Arbeit wie Türe abschleifen. Wir wurden leider nicht erhört, sondern mussten gemeinsam mit Franz und Juan den ganzen Nachmittag bis Abends schwere „Troncos“ (Baumstämme) zwanzig Meter durch den Wald werfen bzw. tragen. Wir waren alle froh als es hieß wir machen Feierabend. Am Abend haben wir mit Franz noch eine Runde Karten gespielt, eine „Chocolate Caliente“ getrunken und sind todmüde ins Bett gefallen. Das Kartenspiel heißt „Loba“ oder so ähnlich und besonders Franz spielt dabei auch gerne um Einsatz, wie beispielsweise wer den Abwasch machen muss.

Am nächsten Tag mussten Suzie und Vanessa, während Lena und ich in Punilla unterrichtet hatten, die Stämme am Wegrand aufeinander stapeln, damit sie am Nachmittag auf einen LKW geladen werden konnten. Kurz nachdem Lena und ich aus der Schule zurück waren und unsere Mittagspause genossen haben, kam plötzlich Vanessa mit schmerzverzerrtem Gesicht ins Zimmer. Sie hatte sich bei der Arbeit mit den Stämmen ihren linken Arm ausgekugelt und würde jetzt von Franz und dem LKW-Fahrer ins Krankenhaus gebracht werden. Da sie erst seit mehr oder weniger drei Wochen in Bolivien ist, fällt es ihr mit dem Spanisch noch nicht so leicht, weshalb Lena sie als Freundin und Übersetzerin nach Sucre begleitet hat. Suzie und ich hatten für den Rest des Nachmittags frei und haben uns nach dem Abendessen (es gab wieder Zwiebelkuchen) noch eine Weile ganz nett unterhalten, bevor sie hoch in ihr Gästehaus gegangen ist. So kam es, dass ich die erste Nacht ganz alleine in Cajamarca verbracht habe. Ein bisschen gruselig war es schon, da man durch unsere Holzwände wirklich alle Geräusche draußen hört und diese nicht immer zuordnen kann.

Gestern, also am Donnerstag sind Suzie und ich mit Juan in den Wald zu unserem 30 Minuten entfernten Wassertank gelaufen um nach der Ursache zu schauen, weshalb wir nun schon seit drei Tagen kein Wasser in unserer Hütte hatten. Wir konnten das Problem beheben und wir hatten glücklicherweise wieder fließend Wasser. Man lernt an solchen wasserarmen Tagen eine funktionierende Klospülung und einen funktionierenden Wasserhahn zum Zähne putzen, Hände waschen oder Kochen wirklich zu schätzen.

 

Heute Nachmittag um 17:00 Uhr werde ich gemeinsam mit einer Freiwilligen aus Tarabuco in einer Flota nach Sopachuy aufbrechen. Die Fahrt wird ca fünf Stunden dauern, so dass wir gegen 22:00 Uhr im Dorf ankommen werden. Dort werde ich mit der WG aus Alcala und Sopachuy das Wochenende verbringen. Lena und Vanessa sind gestern Abend zur berühmten „Salar de Uyuni“ aufgebrochen und werden erst nächste Woche Donnerstag zurück kommen. Da meine Eltern und eine meine Schwestern mich im Dezember besuchen kommen und ich mir mit ihnen die „Salar de Uyuni“ anschauen werde, habe ich mich dagegen entschieden mich Vanessas und Lenas kleiner Reise anzuschließen. Außerdem werde ich mit Lena noch einige andere Gelegenheiten haben, um mit ihr zu reisen. Suzie trifft sich über das Wochenende in einem Außendorf mit anderen Franzosen, die hier in Bolivien bis Dezember ein Praktikum machen.

 

Ein Wort noch zu den hinzugefügten Bildern, sie wurden teilweise nicht von mir und teilweise mit meiner Handykamera aufgenommen und alle die mein Handy kennen wissen, dass diese nicht besonders gut ist, aber ich dachte so ist es immer noch besser als keine Bilder.

 

Ich hoffe Euch hat der Artikel gefallen und es geht Euch allen gut in Deutschland, Nicaragua, Australien, Neuseeland, Kirgisistan, Spanien und wo ihr nicht alles seid.

 

Ganz liebe Grüße aus Bolivien,

 

Eure Lotte

Die Honigbiene

 

Hallo ihr Lieben!

 

Heute ist der 1. Oktober 2016, das bedeutet ich bin nun seit 54 Tagen in Bolivien. Noch immer genieße ich die Zeit in diesem unglaublich vielfältigen und bunten Land sehr. Dennoch gab es Tage, an denen ich mir gewünscht hätte zu Hause zu sein. Das war beispielsweise vor zwei Wochen, als es mich gesundheitlich ziemlich schlimm erwischt hatte. Ich war fast eine Woche lang geplagt von Kopf-, Ohren- und Halsschmerzen und einer laufenden Nase, die mir Nachts den Schlaf geraubt hat. Dank Lenas Hilfe, viel Tee und Ruhe bin ich inzwischen wieder vollständig gesund. Dementsprechend hat sich glücklicherweise meine und damit auch Lenas Laune wieder gebessert. Da wir Zwei jeden Tag zusammen verbringen, zusammen Essen, Arbeiten, Lesen, Einkaufen und was es sonst noch so gibt, haben wir uns darauf geeinigt, während unserer gemeinsamen Zeit in Bolivien nicht miteinander zu streiten. Obwohl wir uns nicht in allem auf Anhieb einig sind, klappt das bisher auch sehr gut. Ich bin insgesamt sehr glücklich darüber, jemanden zu haben, der sich in der gleichen Situation befindet wie ich, da es sich als hilfreich erwiesen hat, sich über die vielen neuen Eindrücke und Erfahrungen austauschen zu können.

 

Es ist verrückt, wie schnell die Zeit hier herum zu gehen scheint. In einem Moment befinden wir uns mit den Schülern „Head and Shoulders“ singend in Punilla, im nächsten Moment laufen wir die Machete schwingend durch Cajamarcas Wälder und dann ist auch schon wieder Wochenende, das wir bisher immer in Sucre verbracht haben. Obwohl sich in den letzten Wochen eine gewisse Routine eingespielt hat, bleibt unsere Arbeit hier in Bolivien sehr abwechslungsreich.

 

Letzten Dienstag haben wir gemeinsam mit unserem Mentor Franz, seinem Arbeitskollegen Juan und einem Freiwilligen, ein Argentinier auf der Reise durch Südamerika, Honig („Miel") hergestellt.

Lena und ich wussten bereits vor unserer Ankunft in Cajamarca, dass es auf dem Gelände des Ökologischen Jugendzentrums ein Bienenvolk gibt. Das wir bereits im ersten Monat mit diesem zu tun bekommen würden, hatten wir allerdings nicht erwartet, um so größer die Vorfreude.

Am Dienstagmorgen haben Lena und ich den Tag damit begonnen die Zentrifuge, die benötigt wurde, um den Honig zu „schleudern“, zu reinigen. Anschließend haben wir uns auf den Weg zu den Anderen gemacht. Diese haben ein Feuer vorbereitet mit dessen Glut, trockenen Tannennadeln und alten Honigwaben metallenen Behälter befüllt wurden. Diese Behälter dienten dafür, Rauch herzustellen, der wiederum die Bienen „betäuben“ sollte. Obwohl Lena, Victor und ich uns die größte Mühe gegeben haben, hat das nur mehr oder weniger gut funktioniert.

Während wir also mit der Rauchherstellung beschäftigt waren, haben Franz und Juan die verschiedenen Kästen geöffnet, um sich einen Überblick über die Waben zu verschaffen. Ein größerer Teil der Waben wurde wieder in die Kästen zurückgesteckt, dennoch war die Ausbeute zufriedenstellend. Natürlich trugen wir während dieser Arbeit alle Schutzkleidung, die in dem Chaos aus einer Vielzahl aufgeweckter Bienen („Abejas“) auch mehr als nötig war.

Besonders als Franz die erste Kiste geöffnet hatte und es anfing überall um einen herum zu brummen und zu summen kam in mir ein eher bedrückendes Gefühl auf. Dennoch war die Neugierde und Interesse groß und mit jeder weiteren Kiste gewöhnte man sich mehr und mehr daran, von einem riesigen Bienenschwarm umgeben zu sein.

Nachdem die Arbeit abgeschlossen war und sich die mit Honig gefüllten Waben sicher verstaut auf der Ladefläche des Jeeps befanden, ging es zurück zum Jugendzentrum. Dort angekommen verfrachteten wir die Kisten mit den Waben und die Zentrifuge in einen der Aufenthaltsräume der Gästehäuser. Dort öffneten wir mit Hilfe von kleinen „Kämmen“, die mich vom Aussehen her ein wenig an einen Floh-Kamm erinnerten, die Waben, um diese anschließend in der Zentrifuge zu schleudern. Das Schleudern benötigte einiges an Kraft, aber schließlich floss der Honig aufgefangen von einem Eimer unten aus der Zentrifuge heraus. Während diesem Prozess wurde einiges an Honig genascht, was zwar sehr lecker, aber auf Dauer auch eine sehr süße Angelegenheit war.

Am Abend, nachdem die Männer die nun leeren Honigwaben zurückgebracht hatten und Lena und ich im Steinofen Brötchen zubereitet hatten, aßen wir gemeinsam einige der selbstgemachten Brötchen mit dem selbstgemachten Honig.

Der restliche Honigs, wurde am folgenden Tag von Franz mit nach Sucre genommen, um ihn dort zu verkaufen.

 

Insgesamt war es ein ereignisreicher und informativer Tag und damit nette Abwechslung zu unseren sonstigen Aufgaben im Zentrum von Cajamarca. Anbei findet ihr neben verschiedenen Fotos, auch ein Link zu einem Video das Victor während der „Honigernte“ mit seinem Smartphone aufgenommen hat. Es hat keine besonders gute Qualität und es wurde ein wenig gekürzt, dennoch ermöglicht es einen guten Einblick in die Arbeit mit den Bienen.

 

Wie immer ganz liebe Grüße,

 

Eure Lotte

 

PS: Lena, meine Mitfreiwillige, führt ebenfalls einen äußerst ausführlichen Blog über unsere Zeit in Bolivien. Vielleicht ist es für den Einen oder den Anderen interessant noch eine zweite Sicht über unsere Erlebnisse zu erhalten. Ihre Artikel findet ihr hier: https://mondesurreel.wordpress.com/

 

Bienvenidos a „Uyuni K'asa“!

Uyuni K'asa“ ist Quechua, die neben Aymara meist gesprochene indigene Sprache Boliviens, und steht für „Cajamarca“.

 

Nach insgesamt 23 Tagen in Sucre, in denen die Visumsanträge von uns Weltwärts-Freiwilligen bearbeitet und abgeschlossen wurden und ich mit acht weiteren Teilnehmern einen zehntägigen Sprachkurs bei Profesora Monica besucht habe, sind Lena und ich am Freitag den 2. September 2016 gegen Mittag im „Centro Ecológico Juvenil“ angekommen.

 

Am Freitagvormittag ging es zunächst mit Franz Loral, unserem 26-jährigen Mentor, auf dem „Mercado Central“, einem riesigen Lebensmittelmarkt im Zentrum von Sucre, einkaufen. Das hat einige Zeit gedauert, da wir Essen, Trinken und andere wichtige Dinge wie beispielsweise Klopapier für eine Woche besorgen mussten. In Cajamarca gibt es keine Einkaufsmöglichkeit und wir waren uns nicht sicher, was uns in unserer Unterkunft erwarten würde.

Nach einer 45 minütigen gerade gegen Ende sehr holprigen Autofahrt im Jeep von Franz kamen wir voller Vorfreude in Cajamarca an. Dort stellte uns Franz zunächst Aleja, der sechzigjährigen „guten Seele“ Cajamarcas, die bereits ihr ganzes Leben hier oben verbracht hat, vor. Nachdem wir unsere Koffer, Bagpacker und Einkäufe in unserem niedlich eingerichteten „Casa de los Voluntarios“ verstaut hatten, folgte ein kleiner Rundgang mit verschiedenen Erläuterungen über das Gelände. Dabei haben wir auch die verschiedenen Tiere, mehrere Hunde, Katzen, Hühner, zwei Gänse und ein Pferd namens „Max“, des Zentrums kennengelernt. Es waren sehr viele verschiedene Gefühle und Eindrücke, die sich in diesem Moment in meinem Kopf abgespielt haben. Besonders da ich wusste, das ich hier das nächste Jahr wohnen und leben werde. Auf der einen Seite die Freude über die Natur und die Ruhe, auf der anderen Seite empfand ich Sorge über die eventuelle Einsamkeit und Abgeschiedenheit, die diese mit sich bringen könnte. Handynetz gibt es nicht und damit ist der Kontakt nach Hause oder zu anderen Freiwilligen hier in Cajamarca nicht möglich. Dennoch steht uns in einem der anderen Gästehäuser für drei Sunden am Tag Strom und eine Dusche mit heißem Wasser zur Verfügung. Da die Nächte hier sehr kalt sind ist das ein riesen Luxus.

Im Laufe des Nachmittags haben Lena und ich es uns in unserem Häuschen, gebaut aus Holzwänden und Fliesenboden, gemütlich gemacht, Tee getrunken und zu Abend gegessen. Da der Tag sehr aufregend war sind wir bereits gegen 21:00 Uhr ins Bett gegangen.

 

Den freien Samstag haben wir genutzt, um den Steinofen auf dem Gelände auszuprobieren. Aleja hat uns geholfen das Feuer im Ofen anzumachen und uns dann geraten nach ca einer Stunde mit dem Backen anzufangen. Leider habe ich Aleja falsch verstanden, sodass wir am Ende den Ofen drei Stunden lang beheizt haben und ihn letztendlich abkühlen lassen mussten, um unsere zwei Brote aus Sauerteig, die Pizza und die Brötchen backen zu können. Das Ergebnis war dennoch ein Gaumenschmaus. Da Aleja außerdem gemeint hat, das sie den Ofen normalerweise nutzen um zwölf Kilo Brot zu backen und nicht nur zwei Kilo wie wir, ist Lena die Idee aufgekommen einmal die Woche einen „Backtag“ einzuführen, an dem alle im Zentrum den Ofen frei nutzen können, sodass es sich auch richtig lohnt. Nachdem Zähne putzen haben wir spontan die übers Gelände führende Seilbahn ausprobiert, war sehr lustig. Da es auf 3200 m Höhe sehr kalt wird, sobald die Sonne hinter dem Berg verschwindet, haben wir uns übereinstimmend dafür entschieden wieder früh in unsere Schlafsäcke zu kriechen. Der Versuch unseren Holzofen zu nutzen ging bereits Freitagabend nach hinten los, da der Rauch nicht über den Schornstein abzog, sondern sich in unserer Hütte sammelte und wir gezwungen waren zu lüften. Von Wärme nichts zu spüren.

Der Sonntag verlief ähnlich ruhig wie der Samstag. Lena und ich haben angefangen Projektideen, wie zum Beispiel das Bauen einer Kompost-Dusche auf dem Gelände des Zentrums, zu sammeln.

 

Am Montag stand unser erster Arbeitstag bevor. Nachdem wir Juan, Manuel und Lisandro, die drei weiteren Mitarbeiter des Zentrums kennengelernt hatten, sind wir gegen halb Zwölf mit dem Jeep ein Stück oberhalb des Zentrums in den Wald gefahren. Dort angekommen folgte zunächst eine Coca-Pause. Coca ist eine Pflanze, deren getrockneten Blätter zunächst gekaut und anschließend in eine Backe geschoben werden, bis man aussieht, als hätte man Hamsterbacken. Anscheinend hilft Coca gegen Müdigkeit und Hunger. Nach der Coca-Pause wurden Lena und ich mit jeweils einer Machete und einem zwei Meter langem, möglichst geraden Stock ausgerüstet. So richtig verstanden, was unsere Aufgabe sein wird, hatten wir in diesem Moment beide noch nicht. Aber keine zehn Minuten später, als Manuel den ersten Baum gefällt hat und Lisandro angefangen hat, ihn zu entasten wurden wir von Franz eingewiesen. Wir sollten mithilfe der Macheten alle zwei Meter eine Kerbe in die Rinde der nach und nach gefällten Bäume schlagen. Die Markierungen dienten den Jungs mit den Motorsägen als Orientierung. Die Arbeit wurde auf Dauer relativ anstrengend, da wir erstens an einem Hang arbeiteten und zweitens häufig klettern mussten, um die Stämme zu erreichen. Außerdem hinterließ sie erste Spuren in Form von blauen Flecken und Kratzern, aber nichts weiter schlimmes. In der Mittagspause gingen Lena und ich zurück zum Zentrum und bereiteten auf Franz Wunsch hin Sandwiches mit Ei und Tomate zu, die wir mit den anderen im Wald aßen. Gegen 18:30 Uhr haben wir uns wieder auf den Rückweg gemacht.

 

Die anderen Tage der ersten Woche sahen recht ähnlich aus, außer das wir meistens gegen Acht Uhr morgens angefangen haben zu Arbeiten und dafür früher aufgehört haben. An einem Tag sind Lena und ich auf dem Gelände des Jugendzentrums geblieben. Lena hat Aleja geholfen, die Erde für die Baumsamen neu aufzubereiten und ich habe Don Juan dabei unterstützt den Zaun um das Häuschen von Annelie zu erneuern.

 

Das folgende Wochenende haben wir mit einigen anderen Freiwilligen unserer Gruppe in Surce verbracht. Gemeinsam haben wir uns die große Entrada zur Feier der Jungfrau „Guadalupe“ angeschaut. Die Entrada ist ein riesiger Straßenumzug mit mehreren Gruppen von Tänzern/-innen in auffällig bunten Kostümen, die einmal im Jahr in Sucre stattfindet.

Lena und ich haben die zwei Tage in der Hauptstadt außerdem genutzt, um unsere Einkäufe zu erledigen, Wäsche zu waschen und ganz wichtig sich mal wieder bei der Familie und Freunden in Deutschland zu melden. Dementsprechend hatten wir ein gut gefülltes und dennoch sehr schönes Wochenende.

 

Am Montagvormittag der zweiten Woche haben Lena und ich unseren Stundenplan für unseren Einsatz im „Centro Educativo Punilla“, der Schule des überschaubaren Dorfs Punilla, erhalten. Wir werden Montags, Mittwochs und Freitags von jeweils 10:10 Uhr bis 11:40 Uhr und von 11:50 Uhr bis 13:20 Uhr eingesetzt. Die restlichen zwei Tage der Woche werden wir weiterhin am Ökologischen Jugendzentrum mitarbeiten.

Die Schule hat insgesamt um die siebzig Schüler und Schülerinnen, die zwischen fünf und siebzehn Jahre alt sind. Am Mittwoch, dem 14. September 2016, unserem ersten Schultag, sind Lena und ich um Acht Uhr aufgestanden und gegen kurz nach Neun Uhr los gelaufen, da wir zu Fuß ungefähr 50 Minuten von Cajamarca nach Punilla brauchen und an unserem ersten Tag nicht zu spät kommen wollten. In der Schule angekommen ging es ohne große Umschweife los. Die Schüler/-innen stellten sich als ziemlich neugierig heraus. Gemeinsam haben wir mithilfe eines Namenspieles eine ganze Reihe englischer Tiernamen erarbeitet, so wie eine mehr oder weniger erfolgreiche Vorstellungsrunde auf Englisch durchgesprochen. Lena und ich haben am Ende des Tages festgestellt, dass das Arbeiten mit den Kindern beziehungsweise Jugendlichen mehr Spaß macht, als wir erwartet hätten und so eine schöne Abwechslung zu der Arbeit im Jugendzentrum/Wald darstellt.

 

Das ist ein erster Überblick über meine und Lenas Arbeit in Cajamarca, unserer einzigartigen Einsatzstelle, ich hoffe er hat euch gefallen. Wenn ihr weitere Fragen oder Anregungen habt, meldet euch gerne bei mir per E-Mail, Whatsapp oder Ähnliches. Da ich nur am Wochenende Internetzugang habe, wundert euch bitte nicht, falls meine Antwort etwas verspätet ausfällt.

 

Ganz liebe Grüße aus Bolivien,

 

Eure Lotte 

 

"Centro Ecológico Juvenil"

Zwei Wochen in Sucre!

¡Buenas noches!

 

Heute sind es genau 14 Tage, die ich mich mit meiner Gruppe von Freiwilligen in Bolivien verbringe. Von den ersten beiden Tagen in Santa Cruz habe ich euch bereits in meinem ersten Eintrag ausführlich erzählt, nun sollen die letzten zwei Wochen in Sucre folgen.

 

Sucre ist die alte Kolonial- und Landeshauptstadt Boliviens mit knapp 237.480 Einwohnern. Im Gegensatz zu Santa Cruz wirkt sie auf mich deutlich aufgeräumter und moderner, trotz allem ist auch ihr die „Armut“ Boliviens anzusehen. Besonders in den Randbezirken findet man eine Menge unfertiger Häuser, die trotz fehlenden Anstrichs bewohnt sind. Auf diese Art und Weise versuchen die Menschen Geld zu sparen, da sie sobald die Bauarbeiten abgeschlossen und die Häuser fertig gestellt sind, für diese Steuern zahlen müssten. Der Verkehr ist ein einziges Chaos, so dass alleine das Überqueren der Straße zum Abenteuer wird. Alle fünfzehn Minuten ist eine Alarmanlage eines Autos zu hören, aus den Läden und Geschäften schalt laute Musik und an fast jeder Ecke sitzen Einheimische und bieten verschiedene Säfte, Zeitschriften oder Ähnliches an. Alles in allem ist eine Stadt der Gegensätze, auf der einen Seite ältere Frauen in traditioneller Tracht, auf der anderen Seite die junge Generation in Leggins und bunten T-Shirts.

 

Als wir am Donnerstagmorgen im Busterminal von Sucre ankamen, wurden wir von Aturo, unserem überregionalen bolivianischen Mentor willkommen geheißen und in Micros zu unserer Unterkunft gebracht. Die Jugendherberge „Kultur Berlin“ liegt im Zentrum der Altsadt und ist besonders für junge Leute sehr zu empfehlen. Sie hat unter anderem einen großen Garten, einen gemütlichen Innenhof und eine sehr schöne Dachterrasse zum entspannen, Spanisch lernen und musizieren. Die folgende Woche war geprägt durch verschiedene Besuche bei der Polizei, einem Bluttest im Krankenhaus und einem sehr chaotischen Aufenthalt bei Interpol. Da die Termine häufig mehrere Stunden dauerten, war es eine recht anstrengende Zeit. Die Besuche bei den verschiedenen Ämtern sind notwendig für das Visumsverfahren, das hoffentlich bis Ende August abgeschlossen ist. Erst danach werden wir zu unseren Einsatzstellen gebracht und unsere eigentliche Arbeit in unseren Dörfern aufnehmen.

 

Die zweite Woche verlief bisher deutlich entspannter. Wir haben unsere freie Zeit genutzt und verschiedene Programmpunkte wie das erste mal Salsa tanzen, den „Camino del Inca“ entlang wandern, dem Nachbardorf Tarabuco einen Besuch abstatten und den Aufstieg eines 3400 Meter hohen Berges abgehakt. Ich lasse die Fotos für sich sprechen.

 

 

Ganz liebe Grüße aus Bolivien,

 

Eure Lotte!

Aussichtsplattform "Recoleta"

"Camino del Inca"

Tarabuco mit Pio

Willkommen in Bolivien!

¡Buenas días!

Es ist soweit, wir Freiwilligen von Weltwärts befinden uns seit Dienstagmittag in Bolivien. Der Flieger startete am Montagabend um 21:50 Uhr in Frankfurt am Flughafen und landete nach 12 Stunden Flug sicher in Sao Paulo, Brasilien. Die Zeitverschiebung lag hier bei fünf Stunden, dementsprechend war uns die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben. Nach einem kurzen Aufenthalt ging es gegen Acht Uhr weiter nach Asunción, die Hauptstadt von Paraguay. Nach zwei weiteren Stunden Flug und einer ähnlich langen Wartezeit landeten wir schließlich um 11:30 Uhr in Santa Cruz, Bolivien. Der erste Eindruck durch das Flugzeugfenster von Boliviens Landschaft war recht karg, sandig und bewölkt, nicht ganz so sonnig wie erwartet. Dennoch ist die Freude, endlich angekommen zu sein, sehr groß.

 

Am Ausgang des Flughafens in Santa Cruz erwartete uns Max Steiner, der Präsident unserer Partnerorganisation „Hostelling International Bolivia“ und unser Ansprechpartner bei Fragen und Problemen. Vom Flughafen wurden wir in kleinen Bussen, sogenannten „Micros“, die neben den „Flotas“, etwas größere Reisebusse, den größten Teil der öffentlichen Verkehrsmittel in Bolivien ausmachen, zu der Jugendherberge „Jodanga“ gebracht. Nachdem wir eingecheckt hatten und in Gruppenzimmer eingeteilt wurden, trafen wir uns wieder mit Max zu der traditionellen „La hora del té“ ( = Teestunde). Während wir aßen erzählte Max uns einiges über Bolivien und darüber, was uns in den nächsten Monaten so erwarten wird. Ein interessanter Fakt ist zum Beispiel, dass Post in Bolivien nicht an Privatadressen zugestellt wird, sondern man Briefe und Pakete am Postbüro in Sucre abholen muss. Das heißt, sollte mir jemand ein Päckchen zu schicken wollen, sagt mir bitte vorher Bescheid und schreibt meinen Namen auf das Päckchen. Wann und ob es dann wirklich ankommt scheint ein Glücksspiel zu sein. Zu dem Tee wurden drei verschiedene Gebäckstücke serviert, davon hat mir besonders gut „Enpanada“ geschmeckt, eine Teigtasche gefüllt mit Käse. Für mich etwas irritierend war der Puderzucker auf die Enpanada, doch bereits einen Tag später im Supermarkt wurde mir schnell klar, dass die Kombination aus süß und salzig in einem Gebäckstück hier keine Seltenheit zu sein scheint. Das Mittagsessen in Bolvien besteht aus einer Suppe zur Vorspeise und einem Fleischgericht (häufig Hühnchen oder Rind) mit Reis und/oder Kartoffeln als Hauptgang. Das Abendessen gleicht dem Mittagsessen bis auf die Suppe.

 

Nach einer mehr oder weniger erholsamen Nacht im „Jodanga“ erwartete uns neben dem Hostel eigenen Pool aufgebaut um Acht Uhr ein sehr leckeres Frühstück, bestehend aus vier Früchten deiner Wahl, bis zu fünf Scheiben Toast, Marmelade, Käse, Karamellcreme, Rührei, Kaffee, Saft oder Tee. Als schließlich alle geduscht, gefrühstückt und ihre sieben Sachen gepackt hatten, trafen wir uns wieder mit Max, der uns bis zum Mittagsessen um 13:30 Uhr über die zwei Einsatzbereiche Pädagogik und Gesundheit informierte. Informationen speziell zu meiner Einsatzstelle in Cajamarca, dem ökologischen Jugendzentrum, gab es leider nicht, da es das einzige Projekt im Bereich der Ökologie zu sein scheint. Dennoch war der Vortrag für mich nicht uninteressant. Ich habe unter anderem erfahren, dass die Schule, in der ich neben des Jugendzentrums mitarbeiten werde, ca. 45 Minuten Fußweg von meinem Wohnort entfernt liegt. An Bewegung wird es mir nicht fehlen. Anschließend an das Mittagessen waren wir im Supermarkt und haben uns mit Toilettenpapier, Essen und Trinken für die 14 stündige Busfahrt von Santa Cruz nach Sucre, der Hauptstadt Boliviens, eingedeckt. Toilettenpapier ist gerade auf öffentlichen Toiletten eher Mangelware und darf nach der Benutzung nicht in die Kloschüssel, sondern nur in den Papierkorb neben dran geworfen werden, wegen Verstopfungsgefahr. Bis ich mich daran gewöhnt habe, wird wohl noch eine Weile dauern. Um 15:00 Uhr geht es wieder mit „Mircros“ zum Busterminal in Santa Cruz. Von dort aus startete unsere „Flota“ eine halbe Stunde später nach Sucre, wo wir am folgenden morgen gegen 7:00 Uhr ankamen. Da der Bus sehr geräumig war und sich die Sitze bequem nach hinten lehnen ließen, war die Busfahrt überraschend gemütlich. Das war es erstmal zu meinen ersten zwei Tagen in Bolivien, ich hoffe es hat euch gefallen, auch wenn es ausführlicher geraten ist, als geplant.

 

 

Bis bald, 

 

Eure Lotte!

¡La fiesta fue un desmadre!

Hallo ihr Lieben!

Am vergangenen Samstag habe ich eine Abschiedsfeier mit Freunden und Familie in unserem Garten veranstaltet. Die ersten Gäste erschienen um 18:00 Uhr und mit ihnen kam das gute Wetter. Mein Vater hat seine Fähigkeiten als Grillmeister ein weiteres mal unter Beweisgestellt, so dass ab 19:00 die ersten Wildschweinwürstchen verspeist wurden. Dazu gab es viele leckere Beilagen, wie Süßkartoffeln und veganen Linsensalat. Es wurde sich viel unterhalten und gelacht, außerdem gab es die Möglichkeit an einem kleinen Informationstand mehr über mein Projekt und das Land Bolivien zu erfahren. Nachdem Essen wurde sich entweder gemütlich ans Lagerfeuer gekuschelt oder auf der Terasse Karten gespielt. Letztendlich landeten wir im Festzelt, das vorsorglich auf der anderen Seite des Hauses aufgestellt wurde, und tanzten zu lauter Musik, bis die Sonne aufging. Insgesamt war es eine sehr schöne und runde Feier. Ich möchte mich an dieser Stelle für die vielen lieben Grüße und Geschenke meiner Gäste bedanken. Außerdem gilt ein herzliches Dank meinen Eltern, da sie ein Großteil der Vorbereitungen übernommen haben.

Kuchenverkauf am 19.06.2016

Ich habe am Sonntag, den 19.06.2016 anschließend an einen Gottesdienst in der St. Anna-Kirche Gronau einen Kuchenverkauf veranstaltet, dessen Erlös als Spende an meine Organisation "Volunta" weitergeleitet geworden ist. Der Gottesdienst wurde als Familiengottesdienst angekündigt und lief unter dem Thema "Tauferinnerung: Freut euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind". Das Wetter, wie auch die Stimmung war sehr schön und ich habe unterstützt durch meine Familie und Freunde eine Menge an Kuchen verteilen können.